Die ueblichen Verdaechtigen oder zu unrecht beschuldigt? Zum Einfluss politischer Skandale und ihrer Medienresonanz auf die Politikverdrossenheit in Deutschland

Die Studie untersucht den Zusammenhang zwischen der Medienberichterstattung ueber politische Skandale, der finalen Sanktionierung politischer Akteure aufgrund von ihnen zu verantwortenden Missstaenden oder Verfehlungen und den verschiedenen Dimensionen der Politikverdrossenheit seit der deutschen Einheit. Die verwendeten Daten resultieren aus (1) Befragungsergebnissen der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen, (2) Medienanalysen des Medien-Tenor-Instituts fuer Medienanalysen, Leipzig sowie (3) der Anzahl vollzogener Ruecktritte und Entlassungen politischer Akteure. In das Thema einfuehrend, wird zunaechst die Entwicklung der Parteien-, Politiker- und Demokratieverdrossenheit, der Medienberichterstattung ueber politische Skandale sowie der skandalbedingten Ruecktritte und Entlassungen von Politikern skizziert. Im Anschluss werden die bivariaten Beziehungen zwischen diesen Variablen analysiert. Abschliessend wird mit Hilfe multipler Regressionsanalysen untersucht, inwieweit die Berichterstattung ueber politische Skandale und skandalbedingte Demissionen Politikverdrossenheit hervorruft. So stellt sich zum einen heraus, dass politische Skandale nur eine von zahlreichen Ursachen fuer politische Unzufriedenheit sind. Zum anderen ist die Entwicklung von einem wahrgenommenen Regelverstoss zu einem allgemeine Empoerung hervorrufenden politischen Skandal ueberaus komplex und von zahlreichen Einflussfaktoren abhaengig, wobei die Aufmerksamkeit, die die Massenmedien den angezeigten Missstaenden und Verfehlungen widmen, als eine zentrale Groesse fuer den Karriereverlauf von Skandalen identifiziert wird. Anhand der vorliegenden Daten kann gezeigt werden, dass sowohl in West- als auch in Ostdeutschland seit der deutschen Einheit tatsaechlich eine deutliche Zunahme der Verdrossenheit mit den etablierten Parteien, ihrem Personal sowie der Demokratie zu verzeichnen ist. Abgesehen von den Vorfaellen im Rahmen der Parteispenden- und der Flugaffaere koennen jedoch in den seit 1994 vorliegenden Auszaehlungen der Beitraege ueber politische Skandale in TV-Nachrichten, der Wochenpresse und ueberregionalen Tageszeitungen keine wesentliche Veraenderung der auf insgesamt niedrigem Niveau stattfindenden Berichterstattung nachgewiesen werden. Die Analyse der Korrelationen zwischen den einzelnen Zeitreihen zeigt schliesslich uebereinstimmend fuer Ost- und Westdeutschland, dass die verschiedenen Dimensionen der Politikverdrossenheit und die Medienberichterstattung ueber politische Skandale sowie die Anzahl skandalbedingter Demissionen nur begrenzt miteinander zusammenhaengen. (ICG2)Available from Universitaet Bamberg, Fak. Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Fach Politikwissenschaft Lehrstuhl fuer Politikwissenschaft II Politische Soziologie, Bamberg (DE) / FIZ - Fachinformationszzentrum Karlsruhe / TIB - Technische InformationsbibliothekSIGLEDEGerman