Existenzgruenderpotentiale unter Arbeitssuchenden Empirische Evidenz auf der Basis des Mikrozensus

'Ueber das Potential an Existenzgruendern in Deutschland gibt es wenige verlaessliche Zahlen. Dieses Potential haengt entscheidend von der Attraktivitaet und Verfuegbarkeit von Arbeitnehmerstellen als einer wichtigen Erwerbsalternative ab. Nicht die absolute Attraktivitaet einer Existenzgruendung ist entscheidend, sondern deren relative Attraktivitaet im Vergleich zur Alternative abhaengige Beschaeftigung. Erst diese Sichtweise erlaubt eine realistische Abschaetzung von Gruenderpotentialen, auch unter den Arbeitslosen, und koennte so zur Objektivierung der Diskussion um die Kultur der Selbstaendigkeit beitragen. In diesem Beitrag wird empirisch die Frage nach den Determinanten der Suche nach einer selbstaendigen statt einer abhaengigen Erwerbstaetigkeit analysiert. Unter anderen wird getestet, ob Arbeitslose eher eine selbstaendige Taetigkeit suchen als Erwerbstaetige und wie sich die Bestimmungsfaktoren der Suche nach einer selbstaendigen statt einer abhaengigen Taetigkeit in der ersten Haelfte der neunziger Jahre entwickelt haben. Die Studie basiert auf den Individualdaten der Mikrozensus von 1991, 1993 und 1995 und ermoeglicht somit repraesentative empirische Aussagen zum Umfang und zur soziooekonomischen Struktur des Existenzgruenderpotentials. Die Untersuchung zeigt, dass die Zahl der Personen, die eine Taetigkeit als Selbstaendiger suchten, im Beobachtungszeitraum zunaechst gefallen und dann wieder gestiegen ist. Im Jahre 1995 suchten in Deutschland mehr als 5,3 Millionen Personen eine neue Taetigkeit, davon 177.000 oder fast 3 Prozent eine selbstaendige. Arbeitslose haben einen zunehmenden Anteil an der Zahl der Arbeitsuchenden, die selbstaendig werden wollen. Die oekonometrische Analyse zeigt, dass die soziooekonomische Struktur der Personen, die eine selbstaendige Erwerbstaetigkeit suchten, der Struktur der Selbstaendigen aehnelt. Ferner kann die Hypothese nicht verworfen werden, dass es im Wunsch nach einer selbstaendigen Erwerbstaetigkeit im Jahre 1995 keine Unterschiede mehr zwischen Erwerbstaetigen und Arbeitslosen gleichen Alters, Geschlechts und gleicher Berufsausbildung gab. Noch zwei bzw. vier Jahre vorher war die Neigung zur Selbstaendigkeit in der Gruppe der Arbeitslosen dagegen deutlich geringer als in der Gruppe der Erwerbstaetigen. Damit hat die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit zusammen mit den verbesserten Foerderkonditionen im Rahmen des Ueberbrueckungsgeldes (AFG Paragraph 55a) vom August 1994 den Wunsch nach einer selbstaendigen Erwerbstaetigkeit unter Arbeitslosen im Vergleich zu Erwerbstaetigen in Deutschland verstaerkt.' (Autorenreferat)SIGLEAvailable from IAB-90-0DE0-117100 BG 815 / FIZ - Fachinformationszzentrum Karlsruhe / TIB - Technische InformationsbibliothekDEGerman