Kulturen der Ungleichzeitigkeit Jenseits der Alternativen von Kurzfristigkeit und Langfristigkeit bzw. Langsamkeit und Beschleunigung

Der kulturelle Wandel vollzieht sich im Gegensatz zum technischen oder oekonomischen Wandel vergleichsweise langsam, was zu einem Verzoegerungsphaenomen - dem 'cultural lag' (Ogburn) - fuehren kann. Eine Entwicklung hin zu einer Kultur der Beschleunigung und Kurzfristigkeit waere demnach ein irritierender Befund. Ihm wird die 'Wiederentdeckung der Langsamkeit' und die Forderung nach 'Entschleunigung' schon seit laengerer Zeit als Kontrastprogramm gegenuebergestellt. In der Tat lassen sich verschiedene Perspektiven beobachten, die sich als evolutionaere Varianten gegen die Kurzfristigkeit und die Beschleunigungstendenzen entwickeln koennten, z.B. durch Institutionenbildung, Musealisierung und Renaissancen der Langsamkeit, aber auch durch Stilisierungen wie die einer 'Politik der ruhigen Hand'. Eine andere Entwicklung deutet sich dort an, wo die diachrone Produktion von Ungleichzeitigkeiten im Nacheinander - als Kennzeichen der klassischen Moderne - durch Formen der Differenzierung im Nebeneinander und die 'Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen' (Bloch) ergaenzt wird. Dies laesst sich auf so verschiedenen Ebenen wie der Semantik des sozialen Zeitbewusstseins oder in den post-tayloristischen Formen der Arbeitsteilung in organisierten Sozialsystemen beobachten. (ICI2)SIGLEAvailable from UuStB Koeln(38)-20020107400 / FIZ - Fachinformationszzentrum Karlsruhe / TIB - Technische InformationsbibliothekDEGerman