Flexible Beschaeftigungsverhaeltnisse und Einkommensungleichheit

'In der aktuellen politischen wie sozialwissenschaftlichen Diskussion nimmt das Thema der 'Flexibilisierung' von Arbeitsverhaeltnissen einen breiten Raum ein. Es wird dabei unterstellt, dass die Betriebe den Einsatz der Arbeitskraefte flexibler handhaben koennen muessten, um im Zuge sich stets schneller aendernder Marktbedingungen (weltweit) konkurrenzfaehig bleiben zu koennen. Dabei werden die Konsequenzen flexibler Beschaeftigung fuer die Arbeitnehmer aeusserst kontrovers diskutiert. Waehrend einige Autoren auf die positiven Aspekte der Flexibilisierung fuer Arbeitnehmer verweisen, worunter neben dem Gewinn an Zeitsouveraenitaet vor allem auch positive Effekte fuer das Beschaeftigungsniveau gezaehlt werden, betonen andere die negativen Gesichtspunkte. Vor allem wird im Zuge einer Flexibilisierung des Arbeitsmarktes die Zunahme sozialer Ungleichheit befuerchtet. Der vorliegende Beitrag versucht, die Konsequenzen der Flexibilisierung fuer Arbeitnehmer anhand des Mikrozensus 1996 empirisch naeher zu beleuchten. Dabei soll erstens der Umfang flexibler Arbeitsverhaeltnisse moeglichst praezise bestimmt werden, wobei zwischen Formen 'interner' und 'externer' Flexibilisierung unterschieden wird. Die 'interne' Flexibilisierung betrifft die rechtliche Stellung der Arbeitnehmer nicht; hier geht es vor allem um die Lage der Arbeitszeit, die stark variieren kann (z.B. Samstags- und Sonntagsarbeit, Abend- und Nachtarbeit). Die 'externe' Flexibilisierung hingegen beruehrt den Bestand des Arbeitsverhaeltnisses selbst, indem rechtliche Schutzvorschriften abgebaut oder umgangen werden (also Befristung von Arbeitsverhaeltnissen, Arbeit in Kleinstbetrieben oder auch Teilzeitarbeit). Zweitens sollen die Effekte solcher Arbeitsverhaeltnisse auf das Einkommen der Arbeitnehmer geprueft werden. Drittens schliesslich wird der Frage nachgegangen, welche Arbeitnehmergruppen in welchen Arbeitsverhaeltnissen (ueberproportional) zu finden sind. Erste Ergebnisse deuten an, dass die unterschiedlichen Formen der Flexibilisierung mit unterschiedlichen Mechanismen der Einkommensgenerierung verknuepft sind. Waehrend interne Flexibilisierung vor allem kompensatorische Einkommenseffekte nach sich zieht (unguenstige Arbeitszeiten werden mit Einkommenssteigerungen belohnt, waehrend guenstige Arbeitszeiten eher mit Einbussen verbunden sind), fuehrt die externe Flexibilisierung zu strukturellen Einkommenseinbussen: neben einem durchschnittlichen Einkommensverlust sind hier vor allem auch verringerte Bildungsertraege zu finden. Darueber hinaus kann festgestellt werden, dass die Einkommenseffekte fuer unterschiedliche Arbeitnehmergruppen unterschiedlich stark ausfallen. Waehrend zum Beispiel gering Qualifizierte in extern flexiblen Arbeitsformen deutliche Einbussen hinnehmen muessen, koennen Hochqualifizierte zum Teil sogar 'Gewinne' verbuchen. Schliesslich deuten die Ergebnisse auch darauf hin, dass unterschiedliche Betriebsformen unterschiedliche Flexibilisierungsstrategien verfolgen. Alles in allem wird dafuer plaediert, die Debatte um die Konsequenzen der Flexibilisierung fuer die Arbeitnehmer differenzierter zu fuehren.' (Autorenreferat)Available from http://www.gesis.org/Dauerbeobachtung/Mikrodaten/documents/Veranstaltungen/Nutze rkonferenz2000/paper/text gross.pdf / FIZ - Fachinformationszzentrum Karlsruhe / TIB - Technische InformationsbibliothekSIGLEDEGerman