Kollektive Traumata - Annahmen, Argumente, Konzepte Eine Bestandsaufnahme nach dem 11. September

'Die Frage nach den psychischen und politischen Spaetwirkungen von Massenmorden, Voelkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit beschaeftigt die Friedensforschung sporadisch seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts. Ob und wie vermittelnde sog. Dritte Parteien auf die schmerzhaften kollektiven Erfahrungen der Vergangenheit in ethno-politischen Auseinandersetzungen der Gegenwart eingehen sollen, wurde zu einer der zentralen Fragen der 'zivilen Konfliktbearbeitung' seit den 90er Jahren. Dass Erschiessungen, Folter, Vergewaltigung, die von vielen Tausenden erlitten werden, bei den Ueberlebenden schwere Traumatisierungen hervorrufen koennen, die ueber den ersten Schock weit hinaus reichen, ist inzwischen allgemein anerkannt. Immer wieder tauchte in diesem Zusammenhang auch die Vermutung auf, dass nicht nur einzelne Menschen, sondern ganze Kollektive, ethnische Grossgruppen und Nationen durch solche Ereignisse zumindest tief gepraegt, oder aber im direkten oder uebertragenen Sinne traumatisiert sein koennten. Die Autorin untersucht nach den Anschlaegen des 11. September 2001 den 'Stand der Wissenschaft' zur Frage solcher 'kollektiver Traumata', um von da aus vielleicht zu Antworten auf die beunruhigende Frage vordringen zu koennen, ob und welche Langzeitwirkungen des 11. September auf die US-amerikanische Politik zu erwarten sind. Die Uebertragung einer psychologischen Diagnose (die fuer Individuen entwickelt wurde) auf ein 'Kollektiv' wirft viele Fragen auf, von denen im vorliegenden Report vor allem zwei aufgegriffen werden: Wie kann man sich die Verbindung vieler einzelner Schicksale zu einem gemeinsamen, miteinander geteilten Trauma ueberhaupt vorstellen? (Kap.I) Wenn man sich ein 'kollektives Trauma' vorstellt, was folgt daraus fuer die Perspektiven einer konstruktiven Bearbeitung bzw. die Heilung dieses Traumas? (Kap.II) Da es ausgereifte und umfassende Theorien kaum gibt, sind die Antworten auf der Ebene von 'Annahmen, Argumenten und Konzepten' zu suchen. Die so entwickelten Ansaetze werden abschliessend systematisch auf die Folgen der Terroranschlaege vom 11. September 2001 bezogen (Kap. III).' (Textauszug)Available from http://www.berghof-center.org/publications/reports/complete/br9d.pdf / FIZ - Fachinformationszzentrum Karlsruhe / TIB - Technische InformationsbibliothekSIGLEDEGerman