Die Gewalt der Anderen

In der Beratungstätigkeit als Sozialarbeiterin im Bereich der Opferhilfe sind Vergewaltigungsmythen sowie deren Verbreitung und Auswirkungen Teil der alltäglichen Praxis. Diese Masterarbeit zeigt auf wie problematisch deren Existenz in Bezug auf die Verarbeitung von Gewalterfahrung und den gesamtgesellschaftlichen Umgang mit sexualisierter Gewalt ist. Wie sich Vergewaltigungsmythen ausdrücken und inwiefern diese Teil des medialen Diskurses über sexualisierte Gewalt sind, wird anhand einer kritischen Diskursanalyse untersucht. Bereits die theoretische Auseinandersetzung zeigt auf, dass ein Teil der verbreiteten Vergewaltigungsmythen sich einem kulturrassistischen Stereotyp bedient, welcher gemäß unterschiedlichen wissenschaftlichen Untersuchungen maßgeblichen Einfluss auf die Strafverfolgung hat. Daher wird ein weiterer Fokus der Untersuchung auf die Verbreitung dieser Kulturalisierung der Gewalt gelegt. Als Ergebnis der theoretischen Auseinandersetzung und empirischen Untersuchung wird festgestellt, dass sich der Diskurs über sexualisierte Gewalt aus unterschiedlichen Diskurssträngen zusammensetzt, wobei die strafrechtliche und täter*innenorientierte Perspektive überwiegt und konstruktive Darstellungen und betroffene Personen wenig präsent sind. Dieser überlagernde Diskursstrang erschwert die Thematisierung von sexualisierter Gewalt als gesellschaftlichem Problem und schränkt den Begriff, aufgrund der juristischen Kategorisierung sexualisierter Gewalt in Delikte, in ihrer Repräsentation ein. Aus der Perspektive der Sozialen Arbeit benötigt der Diskurs mehr Fokus auf relevante Informationen für Betroffene, mehr Kontextinformationen sowie die Erfassung und Benennung von Gewalt als strukturellem, gesamtgesellschaftlichem Problem.In the counselling work as a social worker in the field of victim support, rape myths as well as their dissemination and effects are part of the daily practice. This master's thesis shows how problematic their existence is with regard to the processing of experiences of violence and the way the overall social handling of sexualized violence. How rape myths are ex- pressed and to what extent they are part of the media discourse on sexualized violence will be examined by means a critical discourse analysis. The theoretical discussion already shows that some of the widespread rape myths make use of a cultural-racist stereotype which, according to various scientific studies, has a decisive influence on criminal prosecution. Therefore, a further focus of the study will be on the spread of this culturalization of violence. As a result of the theoretical discussion and empirical investigation, it is found that the discourse on sexualized violence is composed of different strands of discourse, whereby the criminal and perpetrator-oriented perspective predominates while constructive representations and affected persons are less present. This overlaying strand of discourse makes it more difficult to address sexualized violence as a social problem and limits the representation of the term due to the legal categorisation of sexualized violence as an offence. From the perspective of social work, the discourse needs more focus on relevant information for those affected, more contextual information and the recording and naming of violence as a structural problem for society as a whole