Ein subjektiver Erzähler --Die Erzählform in Franz Kafkas Ein Bericht für eine Akademie--

Ein Bericht für eine Akademie ist eine Erzählung von Franz Kafka, die im Jahre 1917 in der von Martin Buber redigierten Zeitschrift Der Jude veröffentlicht wurde. Der Protagonist Rotpeter ist ein Affe und lebt seit seiner Gefangennahme in der menschlichen Gesellschaft. Er wurde nun von der „ Akademie" aufgefordert, einen Bericht über sein „äffisches Vorleben‍" einzureichen. Der Inhalt der Erzählung sind also die autobiographischen Erinnerungen eines Affen. Weil die erste Publikation der Erzählung in einer Zeitschrift des jüdischen Philosophen Buber erfolgte und weil die Lebensumstände Rotpeters, eines „ in die Menschenwelt eingedrungenen" Affen, an die Assimilation der Juden erinnern, wurde der Text in der Forschung bisher oft unter den Aspekten des Judentums und des Existenzialismus interpretiert, wobei eine Beschäftigung mit seiner Narratologie eher zu kurz kam. Betrachtet man jedoch die Erzählperspektive genauer, tritt die eigentümliche Funktion ans Licht, die die Ich-Perspektive für das im Text Erzählte hat. Rotpeters „Bericht" wendet sich an eine „Akademie", d. h. an eine wissenschaftliche Institution. Man müsste also eigentlich erwarten, dass er sich bei seiner Darstellung um die Objektivität bemühen würde, die für wissenschaftliche Zwecke erforderlich ist. Aber Rotpeter gibt immer wieder zu verstehen, er sei an einer Anerkennung durch seine Adressaten nicht interessiert, er wolle „keines Menschen Urteil " oder er „ berichte nur ". Solche Aussagen aus einer subjektiven Ich-Perspektive sind als eine Strategie zu verstehen. Indem er die Subjektivität seines Standpunktes eingesteht, nimmt Rotpeter paradoxerweise insofern eine gewisse Objektivität für sich in Anspruch, als er sich zumindest der Begrenztheit der eigenen Darstellung bewusst ist. Das wirft die Frage auf, worauf sich seine Erzählstrategie eigentlich richtet. Er sagt wiederholt in seinem Bericht, er suche „nur einen Ausweg" , genauer gesagt, einen „ Menschenausweg ". Während er also einerseits zu den Menschen auf Distanz geht, verspürt er doch andererseits den Wunsch, sich mittels seiner Position als Berichterstatter in der Menschenwelt etablieren zu können. Dabei verkennt er, dass er auch in dieser Rolle immer ein Außenseiter bleiben wird, mag er sich auch noch so oft als „ein gewesener Affe " bezeichnen oder sagen: „ [... ] nun, so hörte ich auf, Affe zu sein. " Letztlich sind die Bedingungen seiner eigenen Existenz für Rotpeter unfassbar. Kafka strukturierte Ein Bericht für eine Akademie so, dass, je mehr der Erzähler seine menschenartige Rationalität unter Beweis zu stellen versucht, seine tierische Naivität desto deutlicher hervortritt. Das erzeugt die ironische Komik dieser Erzählung