Der Einfluss von Kindheitstrauma auf das sexuelle Erleben und Verhalten im Erwachsenenalter

Die bisherige Forschung zu den potenziellen Auswirkungen einer Traumatisierung in der Kindheit auf die Sexualität im Erwachsenenalter zeichnet sich vor allem durch inkonsistente Erhebungsmethoden und Ergebnisse aus. Der Hauptfokus liegt darüber hinaus meist auf ausschließlich weiblichen Stichproben und sexuellem Missbrauch in der Kindheit sowie dysfunktionale Ausprägungen der Sexualität. Die vorliegende Studie hat es sich daher zum Ziel gesetzt, in einer gesunden Stichprobe mögliche Veränderungen des partnerschaftlichen sexuellen Verhaltens und Erlebens im Zusammenhang mit verschiedenen Arten einer Traumatisierung sowie potenzielle Geschlechtsunterschiede zu untersuchen. Hierfür wurden im Rahmen einer ambulanten Assessment-Studie über einen Zeitraum von 14 Tagen Daten direkt im Alltag der Studienteilnehmer*innen erfasst. Die Stichprobe setzte sich aus 60 Proband*innen (30 Männer, 30 Frauen) im Alter zwischen 18 und 35 Jahren zusammen, die seit mindestens einem Jahr in einer heterosexuellen Partnerschaft lebten. Die Erhebung der traumatischen Erfahrungen erfolgte querschnittlich vor Beginn des Erhebungszeitraums. Mithilfe eines iPods wurden während der zweiwöchigen Erhebungsphase Variablen des sexuellen Erlebens (Erregung, Verlangen, Gedanken, Fantasien) und Geschlechtsverkehr erfasst. Die gefundenen Ergebnisse zeigten, dass sich traumatisierte und nicht traumatisierte Versuchspersonen in Bezug auf sexuelles Erleben und Verhalten nicht unterschieden. Bezüglich eines erwarteten Geschlechtsunterschieds innerhalb der Subgruppe der traumatisierten Personen ergab sich, dass die männlichen Versuchsteilnehmer im Vergleich zu den weiblichen Versuchsteilnehmerinnen signifikant höhere Werte im Bereich des sexuellen Erlebens aufwiesen. Für die sexuelle Aktivität zeigte sich diesbezüglich dahingegen kein signifikanter Unterschied. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie können richtungsweisend für zukünftige Forschung dienen und geben wichtige Implikationen bezüglich der geeigneten therapeutischen Behandlung, die sowohl traumaspezifische, als auch sexualtherapeutische Maßnahmen integriert.research about the potential impact of childhood trauma on adult sexuality is characterized both by inconsistent survey methods and outcomes. In addition, it focuses mostly on exclusively female samples and sexual abuse in childhood, as well as sexual dysfunctions. The aim of the present study is therefore to investigate possible changes in sexual behavior and experiencing related to different types of trauma, as well as potential gender differences in a healthy sample. Within the framework of an ambulatory assessment study over a period of 14 days, data were recorded directly in the daily routine of the study participants. The sample consisted of 60 subjects (30 men, 30 women) between the ages of 18 and 35, who had been living in a heterosexual relationship for at least one year. Traumatic experiences were collected in a cross-sectional assessment before the start of the survey period. Using an iPod, variables of sexual experiencing (arousal, desire, thoughts, fantasies) and sexual intercourse were recorded during the two-week survey phase. The results showed that traumatized and non-traumatized subjects did not differ in terms of sexual experiencing and behavior. Regarding an expected gender difference within the subgroup of traumatized persons, it was found that the male participants had significantly higher values of sexual experiencing compared to female participants. There was no significant gender difference in terms of sexual activity. The results of the present study may be indicative of future research and give important implications for the appropriate therapeutic treatment that integrates both trauma-specific and sexualtherapeutic measures