Der Sozialstaat entsteht

Die vorliegende Forschungsarbeit beschäftigt sich mit ‚Geschichtsbildern‘ des österreichischen Sozialstaats in österreichischen Schulbüchern der Sekundarstufe 1 für die Fächer Geschichte, Sozialkunde und Politische Bildung aus den Jahren 1982 bis 2014. Die Konstitution der Republik Österreich zum modernen Sozialstaat wird in einem historischen Abriss dargelegt: dieser thematisiert die Definition des Begriffes ‚Sozialstaat‘ und die typologische Einordnung, die geschichtlichen Ursprünge ab dem 19. Jahrhundert und gegenwärtige Problemfelder. Mithilfe qualitativer Inhaltsanalyse (nach Mayring) werden sowohl die entsprechenden Vorgaben der jeweils gültigen Lehrpläne, als auch die Lehrwerke selbst systematisch in Fallstudien und vergleichenden Detailanalysen betrachtet, um Kohärenz (Re-Konstruktion) und typische Darstellungsmuster (De-Konstruktion) zu erörtern. Auch den didaktischen Bedingtheiten der Schulbuchkonzeption abseits des Lehrplans, wie sie von Schulbuchforschung und Geschichtsdidaktik beschrieben sind, wird Aufmerksamkeit geschenkt. Es zeigt sich trotz des einheitlichen Rahmens der Lehrpläne eine große Varianz in der inhaltlichen und methodischen Gestaltung der unterschiedlichen Schulbuchreihen. Durch die gesetzliche Approbation ist eine grundsätzliche Erfüllung der Vorgaben zu erwarten, jedoch zeigen sich insbesondere in der Schwerpunktsetzung und beim Einsatz von textlichen und bildlichen Quellen bedeutende Unterschiede. Besonders die inhaltliche Kohärenz zwischen den Lehrwerken der 7. und 8. Schulstufe (3. und 4. Klasse AHS) zeigt sich in den meisten Fällen als mangelhaft. Sowohl in den gesetzlichen Lehrplanvorgaben als auch den Schulbuchtexten selbst werden latent politische Intentionen der Autor/innen deutlich. Leerstellen werden, bewusst oder unbewusst, der Beliebigkeit des Unterrichts in der Praxis überlassen. Die eher einseitige Perspektive der einzelnen Schulbücher durch den unterrichtsgestaltenden Charakter erscheint problematisch