Entwicklungen auf dem Milchmarkt und die Anpassungsmöglichkeiten für die Milchviehbetriebe : Marktpolitische Entwicklungen auf dem Milchmarkt - Anpassungsmöglichkeiten für die Milchviehbetriebe in Baden-Württemberg

Diese Arbeit setzt sich mit den Veränderungen auf dem Milchmarkt auseinander. Ziel ist es, Möglichkeiten für Betriebe aufzuzeigen, sich an diese neuen Rahmenbedingungen anzupassen, um wettbewerbsfähig Milch zu erzeugen. Inwieweit die Politik die Betriebe bei dieser Anpassung unterstützen sollte und wie sie dies praktizieren kann, ist ein weiterer wichtiger Bestandteil dieser Arbeit.Dazu wurde die Arbeit in folgende vier Teile strukturiert:1.Zieldefinition der Arbeit und Einleitung in das Thema (Kapitel 1 und 2)2.Entwicklungen auf dem Milchmarkt (Kapitel 3)3.Wirtschaftlichkeitsberechnungen (Kapitel 4)4.Anpassungsmöglichkeiten der landwirtschaftlichen Betriebe an den Milchquotenausstieg (Kapitel 5).In Kapitel 3 werden die verschiedenen Milchmarktebenen auf ihre wesentlichen Veränderungen beleuchtet. Dabei wird besonders auf die Veränderungen eingegangen, welche die Produktionsbedingungen in der Milchviehwirtschaft beeinflussen. Die Veränderungen auf dem Weltmarkt in den letzten Jahren wirken sich auf die milchviehhaltenden Betriebe positiv aus. Der starke Anstieg der Nachfrage nach Milch auf der Erde, besonders in den asiatischen Ländern, konnte in den vergangenen Jahren nicht mehr von der Produktion abgedeckt werden. Dieser geringe Nachfrageüberhang führte, nachdem die Lagerbestände aufgebraucht waren, im Jahr 2007 zu einem starken Anstieg der Milchpreise. Bisher belieferte neben Neuseeland vor allem die EU den Weltmarkt, auf welchem nur geringe Milchmengen der gesamten Milchproduktion gehandelt werden. Diese geringen Mengen bestimmen jedoch den Weltmarktpreis an welchem sich bei einem liberalen Markt die gesamten Inlandspreise orientieren würden. Um die Milchproduktion innerhalb der EU von diesem niedrigen Milchpreisniveau abzuschotten, finden in der EU zahlreiche Stützungsmaßnahmen statt. Die mit hohen Kosten verbundenen Eingriffe in den Markt bewirken, dass innerhalb der EU ein vom Weltmarkt unabhängiger Markt stattfinden kann. Dies stellt besonders in den nicht so wettbewerbsfähigen Regionen der EU eine Milchproduktion sicher und damit die Offenhaltung der Landschaften. Auf Druck von der WTO sollen diese Maßnahmen aber nach und nach abgebaut und der Markt zunehmend geöffnet werden. In einer längerfristigen Perspektive wäre es jedoch wichtig einen gewissen Außenschutz beizubehalten um die Wettbewerbsnachteile, die unter anderem durch die höheren Standards der Milchprodukte innerhalb der EU gegenüber Drittländern entstehen, auszugleichen. Es wäre auch eine gewisse Absicherung dadurch gegeben, um extreme Entwicklungen abzufangen. Dieser Abbau der Stützungsmaßnahmen wird neben der EU und Deutschland besonders auch BW treffen. Dieses Bundesland ist durch zahlreiche benachteiligte Gebiete und kleinere Betriebsgrößenstrukturen im Milchviehbereich im Vergleich mit anderen Bundesländer gekennzeichnet. Der Abbau der Stützungsmaßnahmen beinhaltet neben der Aufhebung der Exporterstattungen, der Absenkung der Interventionspreise und der Angedachten Kürzung der Zollsätze vor allem die Abschaffung der Milchquote bis im Jahre 2015. Dadurch würde die Mengenbegrenzung, die 1984 eingeführt würde wegfallen und die Produktion könnte wieder innerhalb der EU ansteigen und somit am wachsenden Weltmarkt partizipieren. Es würden auch die in den Bundesländern sehr unterschiedlichen Kosten für die meist knappen Quoten wegfallen. In Deutschland verursachen diese bei einem Neukauf ca. 4-6 ct/kg Milch höhere Produktionskosten. Wie sich diese Abschaffung der Milchquoten auf den Weltmarkt auswirkt bleibt abzuwarten. Für die Zeit bis zu dieser Aufhebung werden verschieden Begleitmaßnahmen, um einen sanften Ausstieg zu ermöglichen, in Erwägung gezogen. Die verschiedenen Möglichkeiten werden im Kapitel 3.2.4 beschrieben. Die Veränderungen auf marktpolitischer Ebene treffen die Regionen BW’s besonders stark, da in diesen Gebieten die Produktionskosten der Milchviehhaltung insgesamt höher liegen. Bei einem liberalen Markt ohne politische Stützung würde aus diesen Gebieten die Milchproduktion größtenteils abwandern und die Bewirtschaftung zahlreicher Grünlandflächen wäre gefährdet. Zudem werden bei einem liberalen Milchmarkt die Preisschwankungen zunehmen und so die Liquiditäts- und Risikoplanungen für alle Betriebe immer mehr an Bedeutung gewinnen. Die Wirtschaftlichkeitsberechnungen in Kapitel 4 zeigen auch, dass die Betriebe über sehr unterschiedliche Produktionskosten verfügen. Die Streuung zwischen den besseren und schlechteren Betrieben zeigt sich nicht nur in den Größenunterschieden, sondern vor allem auch im Leistungsbereich. Auch die Arbeitseffizienz je ermolkenem Kg Milch variiert sehr stark und zeigt, dass hier noch erheblich Potential steckt. Um eine bessere Arbeitseffizienz zu erreichen, müssten die Betriebe vor allem ihre Herdengrößen aufstocken, um so Degressionseffekte nutzen zu können. Die Sensitivitätsanalyse zeigt die Auswirkungen der einzelnen Parameter auf und stellt somit die entscheidenden Größen der Milchleistung und des Milchpreises in den Vordergrund.Die Möglichkeiten der Anpassung der Betriebe, um sich besser am Markt zu positionieren, werden in Kapitel 5 aufgezeigt. Zuerst werden die Möglichkeiten der einzelnen Betriebe dargestellt. Dabei werden diese in verschieden Klassen aufgeteilt. Die besser wirtschaftenden Betriebe sollten auf Grund ihrer vorzüglichen Leistungen die Investitionskosten nicht scheuen und dadurch weiter ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessern. Hingegen sollten Betriebe mit schlechten Produktionsvoraussetzungen ihre Produktion einstellen, um kein Kapital zu vernichten. Der Strukturwandel wird sich beschleunigen und dadurch werden auch die Betriebe schneller wachsen müssen, besonders in den bisher kleinstrukturierteren Regionen Deutschlands.Davon ist BW mit den durchschnittlich kleinsten Beständen am stärksten betroffen, mit ca. 27,3 Kühen je Bestand gegenüber den 38,6 Kühen je Bestand im gesamten Bundesgebiet. Damit die Milchviehwirtschaft aus BW nicht abwandert, sollten die wachstumsfähigen Betriebe von der Politik unterstützt werden, um an Wettbewerbsfähigkeit zu gewinnen. Die unterschiedlichen Maßnahmen die der Politik dafür zur Verfügung stehen werden in Kapitel 5.2 aufgearbeitet. Zuerst werden die Finanzmittel, die für diese Maßnahmen zur Verfügung stehen, in deren Umfang und Herkunft dargestellt. Danach werden kurz die verschiedenen Schwerpunktsetzungen innerhalb Deutschlands beleuchtet. Die einzelnen Maßnahmen werden auf ihre Wirkung zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit, als auch auf die Wettbewerbsverzerrungen, die diese hervorrufen untersucht. Als die am besten geeignete Maßnahme erscheint das AFP, dieses ermöglicht es zielgerichtet die wachstumswilligen Betriebe beim Strukturwandel zu begleiten. Diese Maßnahme genießt daher auch im Schwerpunkt 1 Wettbewerbsfähigkeit, die größte Bedeutung.Das nötige Finanzvolumen des AFP’s, um die Milchwirtschaft in BW im jetzigen Umfang aufrecht zu erhalten, liegt nach einer Kalkulation der LEL bei ca.15 Mio. € je Jahr. Um besonders die benachteiligten Gebiete mit dieser Maßnahme zu fördern, werden in Kapitel 5.2.4.5 verschieden Vorschläge zu einem unterschiedlichen Fördersatz in Abhängigkeit von verschiedenen Faktoren dargestellt. Die Auswirkungen und Grenzen die diese Möglichkeiten beherbergen, werden dabei auch aufgezählt. Die entscheidende Frage ist hierbei ob die Finanzmittel dazu ausreichen und in welchem Umfang das AFP verstärkt mit Finanzmitteln gefördert werden kann. Eine Möglichkeit wäre eine Umschichtung der Mittel zu Gunsten des AFP’s. Eine andere wäre die Ersparnisse bei der bisherigen Stützungspolitik in dieses Programm zu leiten, um somit mehr Finanzspielraum zu gewähren. Zum Schluss werden in diesem Kapitel noch andere Maßnahmen speziell zur Förderung der durch die Natur benachteiligten Gebiete aufgezeigt. Hierzu gehört unter anderem auch die Ausgleichszulage. Die speziellen Möglichkeiten, die sich in BW zur Förderung bieten, sind stark durch die wettbewerbsverzerrende Wirkung begrenzt und daher kaum durchsetzbar. Es ist auch kein Patentrezept für alle Betriebe (für die kleineren, schlechter wirtschaftenden, wie die größeren und besser wettbewerbsfähigen Betriebe) gegeben. Die Politik muss sich entscheiden ob sie mit den knappen Mitteln, die zukunftsfähigen Betriebe wettbewerbsfähiger machen, oder die schlechteren, die durch diese Veränderungen besonders betroffen sind in ihrer Lage unterstützen möchte. Eine Unterstützung der schlechteren Betriebe würde jedoch den Finanzrahmen sehr beanspruchen und zudem hemmend auf den nötigen Strukturwandel wirken. Daher ist diese Alternative nicht anzustreben.Betrachtet man die gesamte Arbeit, dann zeigt sich, dass die sich veränderten Marktbedingungen für die zukunftsorientierten Betriebe auch weiterhin eine wirtschaftliche Milchproduktion ermöglichen. Diese haben die Möglichkeit zum Teil durch die Politik unterstützt, sich an die neuen Marktbedingungen anzupassen und noch leistungsfähiger zu werden