Johann Christoph Kolbs Hertz-erquickende Trauer-Bühne: Eine barocke Emblemserie zur Passion Christi

Die Hertz-erquickende Trauer-Bühne (1708) des Augsburger Kupferstechers und Verlegers Johann Christoph Kolb besteht aus 26 Emblemen nach Entwürfen des Goldschmieds und Graphikers Johann Andreas Thelott, die die Passion Christi vom Letzten Abendmahl bis zur Grablegung vergegenwärtigen. Die Embleme zeichnen sich durch ein komplexes Zusammenwirken von Bild- und Textbausteinen aus; besondere Beachtung verdienen die das Ikon umgebenden und auf vielfältige Weise mit ihm interagierenden Rahmenzonen, die jeweils individuell gestaltet sind und sich aus ornamentalen, architektonischen, gegenständlichen und figuralen Elementen zusammensetzen. Formal imitieren die Rahmenzonen plastische Kunstwerke und variieren u. a. Strukturen des zeitgenössischen Altarbaus; nicht zuletzt ermöglichen sie ein geistreiches Spiel mit verschiedenen Realitätsebenen. So entstand, obwohl sich die gedanklichen Inhalte und die Bildersprache in konventionellen Bahnen bewegen, ein ästhetisch reizvolles und durch außergewöhnlichen Erfindungsreichtum gekennzeichnetes Andachtsbuch