Zum Wandel der Fahrlassigkeitslehre

Man halt das Fahrlä ssigkeitsdelikt fü r ein bedeutsames eigenes Wesen, das ü berhaupt anders als Vorsatzdelikt ist. Aber Das Grundverstä ndnis von Unrecht und Schuld ist in einem deutlichen Wandel. Dieser Wandel im Grundverstä ndnis von Unrecht und Schuld im Strafrecht weckt freilich das Bedü rfnis nach starkeren dogmatischen Anderungen auch der Fahrlä ssigkeitstat. Die gegenwartige Fahrlä ssigkeitsdogmatik ist ziemlich verwirrend. Der Streit betrifft aber kaum die Ergebnisse und Falllö sungen, vielmehr ü ber die adaquate Konstruktion des Fahrlä ssigkeitsdelikts. Hauptstreitpunkt sind dabei die Fragen, ob das Unrecht mehr generalisierend oder individualisierend zu verstehen sei; ob es sinvoll ist, mit objektiven Maßfiguren zu arbeiten; ob die herkommlichen Zentralbegriffe der Fahrlä ssigkeitsdogmatik durch die Begriffe und Figuren der objektiven Zurechnungslehre ersetzt werden sollten, und inwieweit es sinnvoll ist, objektive Urteile, insbesondere Gefahrurteile der Frage der individuellen Vermeidbarkeit vorzuschalten. Hinsichtlich der Unrechtsstruktur des Fahrlä ssigkeitsdelkts sollte mann sagen, dass das Unrecht des Fahrlä ssigkeitsdelikts zunächst eine objektive und auch eine innere Seite. Die objektive Seite besteht nicht nur aus der kausalen Herbeifü hrung des Erfogs. Die Handlung des Tä ters muss eine bestimmte Qualitä t erfü llen. Sie muss namlich eine mißbilligte Risikoschaffung in Richtung auf den tatbestandsmaßigen Erfolg. Das sagt die objektive Zurechnungslehre sehr deutlich. In der Sache erkannt das auch die traditionelle Lehre mit dem Begriff der objektiven Sorgfaltswidrigkeit schon an. Terminologisch ist die Rede vom mißbilligte Gefahr gleichwohl vorzugswü rdig