Schilddrüsenchirurgie-Ergebnisse des nicht selektierten Patientengutes eines Krankenhauses der Grund- und Regelversorgung

Fragestellung: Erkrankungen der Schilddrüse stellen einen häufigen Grund für operative Eingriffe weltweit dar, welche sowohl in spezialisierten Kliniken mit hohen Fallzahlen, als auch an kleineren Häusern der Grund- und Regelversorgung durchgeführt werden. Es soll der Aspekt der Vergleichbarkeit der Indikationen, der Operationsarten und vor allem der Ergebnisqualität erörtert werden. Methoden: Es erfolgte eine retrospektive Auswertung von Daten eines Patientenkollektivs (n=233 bzw. 419 „ nerves at risk“), welches in der Allgemeinchirurgischen Abteilung der St. Anna Virngrundklinik in Ellwangen im Zeitraum vom 01.01.2009 bis zum 09.06.2011 an der Schilddrüse operiert wurde. Mit der Aufarbeitung vorhandener Akten und deren Vervollständigung anhand von Nachsorgeuntersuchungen durch niedergelassene Fachärzte wurde im Bezug auf Indikationen, Erfahrenheit der Operateure, Operationsarten und Komplikationen Häufigkeitsverteilungen und Statistiken erhoben und mit Daten aus der Literatur verglichen. Ergebnisse: Beim allgemeinen Vergleich der Patienten und der OP-Indikationen der St. Anna Virngrundklinik mit der Literatur zeigt sich, dass sich auch unser relativ kleines Kollektiv repräsentativ darstellt. Auch wird veranschaulicht, dass die Ergebnisqualität der Operationen der besagten Klinik als gut bewertet werden kann (3% der Patienten erleiden die Komplikation der permanenten Rekurrensparese, 2,1% ohne Berücksichtigung von Nachresektionen), allerdings eine zum Teil noch geringere Komplikationsrate von spezialisierteren Häusern (v.a. im Bezug auf die Rekurrensparese erleidenden Patienten, deren Anteil in der Literatur zwischen 0,14-3,3% bleibender Paresen lag) nicht ganz erreicht werden konnte. Zugute rechnen sollte man, dass das eigene Kollektiv sämtliche Eingriffe umfasst, Rezidive mit 10,3% sogar in überdurchschnittlich hoher Anzahl im Literaturvergleich. Wird von den als schwieriger und radikaler eingestuften Rezidiveingriffen und der Karzinom-Chirurgie abgesehen, sind die Ergebnisse mit denen der Literaturzahlen gleichzustellen. Schlussfolgerung: Bei der großen Anzahl an jährlichen anfallenden Schilddrüsenoperationen, sind sowohl die kleineren und weniger spezialisierten Krankenhäuser der Grund- und Regelversorgung, als auch große Uni- und Spezialkliniken gefordert. Die Krankenhausstruktur sollte dem Eingriffsspektrum bzw. der Komplexität der Eingriffe gerecht werden, insbesondere um eine niedrige Komplikationsrate bei komplexen Eingriffen zu erreichen. Hierfür sind nach unseren Ergebnissen ein höherer Spezialisierungsgrad und entsprechende Fallzahlen von Nöten und demnach sollte die Klinik entsprechend der Komplexität des Eingriffes gewählt werden. Die teilweise recht unterschiedlichen Studienergebnisse rufen dazu auf, die OP-Radikalität dem Spezialisierungsgrad der Klinik, aber auch den individuellen klinischen Anforderungen risikoorientiert anzupassen (Ausbalancieren des krankheitsbezogenen und des chirurgischen Risikos) und nicht eine routinemäßige totale Thyreoidektomie anzustreben. Auch wenn manche Häuser mit hohem jährlichem Patientenaufkommen ähnliche Ergebnisse für Thyreoidektomie und subtotale OP erzielen konnten, sollte hieraus keine allgemeine Empfehlung abgeleitet und ausgesprochen werden. Nach unseren Ergebnissen sollte vielmehr jede Klinik, die schilddrüsenchirurgisch tätig ist, anhand der Betrachtung eigener Zahlen im Sinne eines Qualitätsmanagements, die richtige Resektionsweise wählen und falls die geforderte Expertise nicht vorhanden sein sollte ggf. auch an eine spezialisierte Fachklinik weiter verweisen. Eine kritische Auseinandersetzung mit eventuellen Schwachpunkten ist hierbei unumgänglich. Die Hemithyreoidektomie mit kontralateraler subtotalen Resektion zum Beispiel bietet zahlreiche Vorteile bezüglich der intraoperativen Variationsmöglichkeit, einer definitiven Resektion suspekter Areale und dem risikoärmeren Vorgehen bei einer Rezidiv-OP, da nur eine Seite angegangen werden muss