Die endoskopische Fibrinklebung als Therapieoption von Anastomoseninsuffizienzen am oberen und unteren Gastrointestinaltrakt

Trotz technischer Fortschritte stellen Anastomoseninsuffizienzen im Bereich des Ösophagus und des Kolorektums nach wie vor ein großes klinisches Problem dar und bleiben eine unvermeidbare chirurgische Komplikation, die mit erhöhter Morbidität und Mortalität verbunden ist. Die Häufigkeit von Anastomoseninsuffizienzen des Ösophagus wird zwischen fünf und 30% angegeben. Bei rektalen Anastomosen liegt die Häufigkeit bei etwa 1-30%, wobei große viszeralchirurgische Zentren eine Insuffizienzrate von 3-6% als akzeptabel bezeichnen. Neben der operativen Revision stehen zur Therapie der Anastomoseninsuffizienzen, die gut drainiert sind und ohne Sepsis verlaufen auch endoskopische Methoden zur Verfügung. Eine dieser Methoden ist die endoskopische Fibrinklebung. Diese Methode ist bei der Behandlung von Anastomoseninsuffizienzen bislang aber kaum untersucht. In der hier vorliegenden Arbeit wurde am Patientenkollektiv des Universitätsklinikums Ulm untersucht, wie effizient Anastomoseninsuffizienzen am oberen und unteren Gastrointestinaltrakt mit der Methode der Fibrinklebung behandelt werden konnten. Ziele dieser Arbeit waren die Evaluation der Erfolgsrate der Fibrinklebungen in der Behandlung der Anastomoseninsuffizienzen von Ösophagus und Rektum, sowie eine Analyse der Behandlungsdauer, der Menge des verwendeten Klebstoffes und der Anzahl der benötigten Klebungen. Das Patientenkollektiv bestand aus 70 Patienten, die zwischen 2005 und 2011 in der viszeralchirurgischen Abteilung des Universitätsklinikums Ulm behandelt wurden. 27 dieser Patienten wurden am Ösophagus und 43 Patienten im Bereich des Kolorektums therapiert. Aufgrund der unterschiedlichen Lokalisationen wurden die Daten der beiden Entitäten getrennt voneinander ausgewertet. Die Patientengruppe, die am Ösophagus therapiert wurde, setzte sich aus 20 Männern und sieben Frauen mit einem medianen Alter von 69 Jahren zusammen. 22 Patienten waren Karzinompatienten. Die Anastomoseninsuffizienzen wurden in acht Fällen endoskopisch und in 19 Fällen radiologisch identifiziert. Die Zeitspanne zwischen Identifikation der Insuffizienz und Dichtigkeitsprüfung betrug im Median 27,5 Tage. Im Median wurden zehn Milliliter Fibrinkleber in vier endoskopischen Sitzungen appliziert. Die Dichtigkeitsprüfung erfolgte in fünf Fällen endoskopisch und in 21 Fällen radiologisch. Im gesamten Behandlungszeitraum gab es fünf septische Verläufe und einen Todesfall. Komplikationen im Rahmen der endoskopischen Fibrinklebungen gab es nicht. Die Behandlung war bei der verstorbenen Patientin erfolglos und bei allen anderen Patienten erfolgreich, was einer Erfolgsrate von 96,3% entspricht. Die Patientengruppe, die im Bereich des Kolorektums therapiert wurde, setzte sich aus 24 Männern und 19 Frauen mit einem medianen Alter von 65 Jahren zusammen. 31 Patienten waren Karzinompatienten. Die Anastomoseninsuffizienzen wurden in elf Fällen endoskopisch und in 32 Fällen radiologisch identifiziert. Die Zeitspanne zwischen Identifikation der Insuffizienz und Dichtigkeitsprüfung betrug im Median 42 Tage. Im Median wurden 13 Milliliter Fibrinkleber in fünf endoskopischen Sitzungen appliziert. Die Dichtigkeitsprüfung erfolgte in 17 Fällen endoskopisch und in 24 Fällen radiologisch. Im gesamten Behandlungszeitraum gab es drei septische Verläufe. Kein Patient verstarb. Im Rahmen der endoskopischen Fibrinklebungen gab es eine Komplikation in Form einer leichten, aber kontinuierlichen Blutung. Die Behandlung war bei zwei Patienten erfolglos und bei allen anderen Patienten erfolgreich, was einer Erfolgsrate von 95,3% entspricht. Abschließend lässt sich feststellen, dass die endoskopische Fibrinklebung zur Behandlung von Anastomoseninsuffizienzen eine effiziente und sichere Art der Behandlung darstellt