Charakterisierung der Langzeitkolonisierung mit Extended-spectrum beta-Laktamase-bildenden Escherichiae coli

Zahlreiche Studien belegen eine steigende Prävalenz von Infektionserkrankungen, die auf Bildner der Extended-spectrum β-Laktamase (ESBL) zurückzuführen sind. Auch wurde eine zunehmende Zahl symptomloser Kolonisierter in der Allgemeinbevölkerung nachgewiesen. ESBL-Bildner finden sich ebenso in Trinkwasserreservoiren und bei Zucht- und Haustieren. Bei der Mehrheit der Patienten, bei denen eine enterale Kolonisierung nachgewiesen werden konnte, ist innerhalb eines Jahres kein Nachweis mehr möglich. Ziel der vorliegenden Studie war es Risikofaktoren zu ermitteln, die eine prolongierte Kolonisierung begünstigen. Als prolongierte Besiedlung wurde ein mikrobiologischer Nachweis von mindestens 12 Monaten definiert. Gemäß diesem Kriterium konnten am Universitätsklinikum Ulm 28 Patienten identifiziert werden. Sodann erfolgte einerseits die Sichtung der elektronischen Patientenakten zwecks Sammlung demographischer und klinischer Daten, die anschließend aufbereitet wurden mit dem Ziel der Identifizierung von möglichen Risikofaktoren für eine Langzeitbesiedlung. Weiterhin fand eine Genotypisierung aller im Institut für medizinische Mikrobiologie asservierten Isolate der Studienpatienten statt. Die Charakteristika des untersuchten Patientenkollektivs sind hohes Alter und Multimorbidität. Dominierend sind schwerwiegende Erkrankungen wie bspw. Neoplasien. Alle Patienten erhielten mehrfach Antibiosen. Auch andere medizinische Interventionen kamen gehäuft vor. Je mehr Körperregionen kolonisiert sind, desto höher liegt die Kolonisierungsdauer. Das genotypische Profil der Isolate hat keinen Einfluss auf die Kolonisierungsdauer. Ein Einfluss der Besiedlungsdauer auf das Risiko einer systemischen Infektion konnte nicht geprüft werden. Auf Basis der ermittelten Ergebnisse und ihrer Einordnung in den wissenschaftlichen Zusammenhang lässt sich schlussfolgern, dass bei Vorliegen mehrerer der oben genannten Risikofaktoren ein erhöhtes Risiko für eine über den Durchschnitt hinausreichende Kolonisierungsdauer besteht. Bemerkenswert ist zudem, dass Patienten im zeitlichen Verlauf mit unterschiedlichen ESBL-bildenen Escherchiae coli-Stämmen besiedelt sein können