Emotionale Verarbeitung bei jugendlichen Patientinnen mit Anorexia nervosa: Welche Beziehungen bestehen zu Depression, Angst und Kognition?

Es wurde der Zusammenhang zwischen gestörter Verarbeitung emotionaler Informationen, Defiziten in sozialer Interaktionsfähigkeit, der Entwicklung von Depression, Ängsten oder Alexithymie bei jugendlichen Patientinnen mit AN anhand von 15 Patientinnen und 15 Probandinnen untersucht. Mittels standardisierter Tests wurde das Essverhalten sowie psychopathologischer Belastungen, wie Angst, Depression, Alexithymie Empathiefähigkeit erfasst. Zudem wurde die wurde die Emotionserkennung mittels FEEL-Test überprüft und die kortikale Aktivierung auf emotionale Gesichtsstimuli mit Hilfe von fMRT-Untersuchungen gemessen. Patientinnen unterschieden sich signifikant in der Ausprägung essstörungsspezifischer Symptome sowie des Ausmaßes von Angst, Depression, Alexithymie und BMI. Zudem konnte ein Zusammenhang zwischen dem Schweregrad der Essstörung und dem Ausmaß der Auffälligkeiten gefunden werden. Patientinnen erkannten negative Emotionen in Gesichtern tendenziell schlechter, während sie bei der Erkennung positiver Emotionen bessere Ergebnisse erzielten. Diese Unterschiede waren nach einer Korrektur für Depressionen nicht mehr nachweisbar. Bei der Betrachtung der Gesichtsemotionen reagierten die Patientinnen schneller. Zudem zeigten sie eine Korrelation zwischen dem Erkennen von Ekel und Perfektionismus und der Angst. Anhand des fMRT wurden typische Aktivierungspfade in für die Emotionsverarbeitung von visuellen Stimuli typischen Arealen wie dem Brodman Areal 17,18, 44, Hippocampus, Amygdala und Cerebellum nachgewiesen. Es ist anzunehmen, dass die ausgeprägten komorbiden psychiatrischen Symptome einen Beitrag zur Entstehung und Aufrechterhaltung der AN leisten und zur Beeinflussung der Verarbeitung von Emotionen und der sozialen Interaktionsfähigkeit führen. Eine eingeschränkte Emotionswahrnehmung in Gesichtern steht bei Patientinnen mit AN in Verbindung zu depressiven Symptomen. Die vorliegenden Ergebnisse könnten somit zu einer Erweiterung der Therapieansätze der AN beitragen