Behandlungsergebnis stationärer psychiatrischer Behandlung aus verschiedenen Beurteilerperspektiven

Das Behandlungsergebnis und die psychische Beeinträchtigungsschwere von 294 stationär psychiatrisch-psychotherapeutisch behandelten Patienten wurden aus Sicht von Behandlern, unabhängigen Ratern und Patienten verglichen. Die Probanden wurden an der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie II der Universität Ulm am Bezirkskrankenhaus Günzburg im Rahmen der EMM-Studie rekrutiert. Die Daten zur psychischen Beeinträchtigungsschwere wurden anhand von Fragebögen erfasst, welche von den Behandlern (GAF), unabhängigen Ratern (HoNOS-D) und den Patienten (EB-45) zum Zeitpunkt der stationären Aufnahme und der Entlassung ausgefüllt wurden. Die Messwerte der drei Instrumente wurden querschnittlich zu den beiden Zeitpunkten und längsschnittlich im zeitlichen Verlauf verglichen. Die Patienten- und die Beobachterbewertungen korrelierten signifikant, ihr Zusammenhang nahm im zeitlichen Verlauf zu. Zwischen den Behandlern und den unabhängigen Ratern zeigte sich nur zum Zeitpunkt der stationären Aufnahme eine geringe Korrelation. Zwischen den Patienten und den Behandlern bestand zu beiden Zeitpunkten keine Verbindung im Graphical Chain Model. Die Untersuchung auf klinische Signifikanz ergab, dass jeder zweite Patient aus Behandlersicht, jeder vierte aus Patientensicht und jeder fünfte aus Sicht der unabhänggen Rater als gesundet bewertet wurde. Die Unabhängigkeit der Patienten- und Behandlersicht steht im Einklang mit Aussagen, die besagen, dass die Bedürfnisse und Therapieziele von Patienten und Behandlern unterschiedlich sind und diese deswegen zu unterschiedlichen Bewertungen gelangen. Wegen der isolierten Stellung der Behandlersicht, sollten in Zukunft nicht nur Bewertungen durch die Behandler alleine stattfinden, sondern auch durch die Patienten, denn diese scheinen trotz ihrer psychischen Beeinträchtigung dazu fähig. Das Behandlungsergebnis war aus Behandlersicht am positivsten. Dies könnte an einer Tendenz der Behandler liegen, eher in Richtung Behandlungserfolg zu bewerten