Akute zerebrovaskuläre Erkrankungen: Inzidenz, Rezidivhäufigkeit und Bedeutung der Indikatoren der sozialen Schicht - eine prospektive Studie mit Daten gesetzlich Krankenversicherter in Deutschland

Die hier vorliegende Studie diente der Deskription der Neuerkrankungsrate und der Rezidivhäufigkeit akuter zerebrovaskulärer Erkrankungen. Sie befasste sich außerdem mit dem Einfluss der Indikatoren der sozialen Schicht auf den Krankheitsverlauf nach einem zerebrovaskulären Ereignis. Die Grundlage dieser prospektiven Sekundärdatenanalyse waren Daten der AOK Mettmann (1987 - 1995) und der AOK Ulm (1996 - 2000) mit insgesamt 681 427 Hauptversicherten. Berücksichtigt wurden alle klinischen Diagnosen des akuten zerebrovaskulären Formenkreises, ausgenommen der Transitorischen Ischämischen Attacke. Als Sozialstatusindikatoren wurden Schul- und Berufsbildung gemäß der Klassifikation der Bundesanstalt für Arbeit, der Berufsstatus in Anlehnung an das britische Registrar General und der Bundesanstalt für Arbeit sowie das relative Einkommen, kategorisiert nach dem Modell von Wilkinson, verwendet. Anhand der Datengrundlage, die eine offene Kohorte in Deutschland repräsentierte, wurde deutlich, dass in den Jahren 1996 - 1999 in zunehmendem Lebensalter auch die altersspezifische Inzidenz anstieg. In den Jahren 1987 - 1995 war hingegen die Inzidenz in der Altersgruppe der 55 - 64-Jährigen am größten. Eine mögliche Erklärung hierfür könnten die noch mangelnden diagnostischen Möglichkeiten im Bereich der akuten zerebrovaskulären Erkrankungen in dieser Zeit liefern. Es konnte kein Einfluss der Indikatoren der sozialen Schicht auf die Neuerkrankungsrate nach zerebrovaskulären Ereignissen gefunden werden. Hingegen zeigte sich ein relativ signifikanter Zusammenhang zwischen Schul- und Berufsbildung und stationärer Liegedauer nach einem Schlaganfall. Dies spielt vor allem aus sozioökonomischer Sicht eine bedeutende Rolle und sollte in weiteren Studien mit anderen Populationen, in denen beispielsweise auch Angestellte und privat Krankenversicherte berücksichtigt werden, überprüft werden, um auch den Zusammenhang von Einkommen und Berufsstatus auf die Liegedauer beurteilen zu können