Untersuchung von Bindungserfahrungen, Impulsivität, Dissoziation und Symptombelastung bei Patientinnen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung

Die vorliegende Studie knüpft an Ergebnisse eines Borderline-Bindungs-Projektes aus dem Jahre 2003 an. Durch eine für diese Arbeit entwickelte Form der Textanalyse wurden Adult Attachment Interviews (AAI) unter einem neuen Blickwinkel ausgewertet. Im Unterschied zu etablierten Instrumenten der Bindungsforschung liegt der Fokus dabei stärker auf der Exploration, die eine zum Bindungssystem antagonistische Stellung einnimmt. Zusätzlich wurden Fragebögen zu Dissoziation (Fragebogen zu Dissoziativen Symptomen), Symptombelastung (Symptom-Checkliste) und Impulsivität (Barratt-Impulsivitätsskala) ausgewertet. Der Stichprobenumfang der Untersuchung betrug 34 Probanden (13 Borderline-Patientinnen, 21 Kontroll-Personen). Hinsichtlich der mit den Fragebögen erfassten Parameter ergaben sich für alle Gesamtskalen höchstsignifikante Unterschiede zwischen Untersuchungs- und Kontrollgruppe. Borderline-Patientinnen berichteten in den Bindungsinterviews signifikant häufiger von Themenbereichen, die dem negativen Pol der bindungsrelevanten Themen zugerechnet wurden. Dieser wurde durch eine Zusammenfassung der Themen Einsamkeit, Kummer, Trennung, Krankheit, Verlust und Bedrohung gebildet. Auf der Ebene der einzelnen Themen wurden Einsamkeit und Bedrohung von den Borderline-Patientinnen signifikant häufiger angesprochen. Bei Analyse der Transkripte der Kontrollen zeigte sich eine gegenüber der Untersuchungsgruppe stärkere Ausprägung des positiven Pols der bindungsrelevanten Themen. Dieser umfasst die Themenbereiche Bedürfnis nach Beziehung, Exploration/ Freude/ Wohlbehagen, Liebe/ Synchronizität, Gesundheit/ Trösten, Zuversicht/ Bewältigung und Sicherheit/ Schutz. Im Einzelnen waren in der Kontrollgruppe die Themen Exploration/ Freude/ Wohlbehagen und Liebe/ Synchronizität signifikant stärker ausgeprägt als in der Untersuchungsgruppe. Die vorgestellten Ergebnisse belegen, dass mittels AAI bindungsrelevante Informationen gewonnen werden können, die bisher ungenutzt geblieben sind