Inzidenz und Mortalität des Multiorganversagens bei polytraumatisierten Patienten

Multiorganversagen bzw. Multiorgandysfunktion (MOV/MOD) bilden heute die Hauptkomplikationen polytraumatisierter Patienten. Frühere Untersuchungen zu MOV/MOD bezogen sich häufig auf ein gemischtes, interdisziplinäres Patientengut. Ziel dieser Untersuchung war daher die Ermittlung der aktuellen Häufigkeit von Morbidität und Mortalität polytraumatisierter Patienten im homogenen Kollektiv. Es wurden polytraumatisierte Patienten im Zeitraum 2000 - 2002 prospektiv erfasst. Einschlusskriterien waren ISS > 16 Punkte, Lebensalter > 17 Jahre und Verweildauer auf der Intensivstation > 48 h. Die Ermittlung des Gesamtzustandes wurde mittels APACHE II und SAPS II Score, die Klassifikation von MOV/MOD anhand des SOFA Score durchgeführt. Begleitend wurde der Infektionsstatus erhoben. Das Patientengut bestand aus n = 68 Patienten, das Durchschnittsalter betrug 44 +/- 19 Jahre, der mittlere ISS war 24 +/- 10 Punkte und 70 % der Patienten erlitten ein Trauma im Straßenverkehr. Die häufigsten Schwerpunktverletzungen waren Thorax (34 %), Skelettsystem (29 %) und Schädel (25 %). Die Inzidenz von MOV/MOD betrug 80,9 %, die Mortalität 2,9 % (ausschließlich Patienten mit SHT). Im einzelnen waren Lunge 68 %, Herz/Kreislauf 57 %, Niere 15 %, Leber 10 % und Gerinnung 4 % betroffen. Aufgeteilt nach Anzahl der gestörten Organsysteme waren zwei Organe in 35 %, ein Organ in 31 %, drei und vier Organe in je 7 % beteiligt. Eine mikrobiologische Infektion wurde bei 47 % der Patienten nachgewiesen. Verglichen mit früheren Studien tritt MOV/MOD bei polytraumatisierten Patienten deutlich häufiger auf, jedoch ist die daraus resultierende Mortalität stark zurückgegangen. Das schwere Schädel-Hirn-Trauma bleibt die führende Todesursache polytraumarisierter Patienten