Kapitalismus im Sozialismus

Auf Facebook, Twitter und Co. erlebt das politische Plakat eine Renaissance. Zwar werden sie in sozialen Medien nicht mehr auf Papier gedruckt, sondern digital veröffentlicht. Doch zeichnen sich politische Plakate auch hier als Bilder mit Texten, die in den Zusammenhang mit Machtfragen gestellt werden, aus. Eine besondere Bedeutung kommen darauf Feindbilder zu. Sie tragen am politischen Plakat wesentlich zur Emotionalisierung der Politik bei. In dieser Arbeit wird einerseits ein Konzept entwickelt, das die Produktion von politischen Plakaten als einen arbeitsteiligen Prozess verdeutlicht. Für die erfolgreiche Verbreitung von politischen Plakaten ist demnach die ideologische Überzeugung vieler Beteiligten notwendig. Anderseits wird als Fallstudie das Feindbild "Kapitalismus" am sowjetischen Plakat unter Lenin und Stalin untersucht. 149 Plakate bilden dabei den Bestand für eine seriell-ikonographische Bildanalyse mit dem Ergebnis, dass die intendierten Funktionen während der untersuchten Zeit stark variierten, jedoch der Hauptzweck immer eine Abgrenzung zum Kapitalismus und daher die Legitimation des Sozialismus war. Die hier entwickelten Konzepte zu politischen Plakaten und Feindbildern sowie die methodische Strategie ihrer Analyse, kann als Grundlage anderer Studien zu diesen Themen dienen