Gehst du oder bleibst du? Das Verweilen in Fukushima nach 3/11

Am elften März 2011 verwüsteten ein Erdbeben und Tsunami die Ostküste Japan. Der Tsunami beschädigte das Atomkraftwerk Fukushima Daiichi und löste dadurch eine Explosion aus. In den darauffolgenden Tagen evakuierte die Regierung alle BewohnerInnen im Umkreis von dreißig Kilometer rund um das Kraftwerk. Viele BewohnerInnen evakuierten aus eigenem Willen. Obwohl die Regierung dafür kritisiert wurde widersprüchliche Informationen veröffentlicht oder sogar wichtige Informationen zurückgehalten zu haben, verblieb der Großteil der Bevölkerung außerhalb der Evakuierungszone in Fukushima. Viele freiwillig Evakuierte sind mit Schwierigkeiten konfrontiert, da die Regierung sie nicht finanziell unterstützt. Geflüchtete werden von den in Fukushima Gebliebenen dafür kritisiert, dass sie ihre alte Heimat verließen. Zudem wird Druck auf sie ausgeübt um sie zur Rückkehr zu bewegen. Dennoch entschließen sich viele dazu nicht zurückzukehren. Die vorliegende Arbeit untersucht warum sich gewisse EinwohnerInnen dazu entschließen Fukushima zu verlassen, während andere dazu neigen zu bleiben. Anders gesagt, warum haben manche Angst vor den Auswirkungen der radioaktiven Strahlung und andere sehen die Region als sicher an? Welche Faktoren beeinflussen die unterschiedliche Wahrnehmung von Risiko? Für diese Arbeit wurden qualitative Interviews sowohl mit Geflüchteten, als auch mit Gebliebenen geführt. Zusätzlich wurden teilnehmende Beobachtungen in Sendai (Miyagi, Ostjapan) und Kyōto durchgeführt. Die Ergebnisse der Feldforschung sowie der Interviews zeigen, dass gesellschaftliche Gegebenheiten und Propaganda der Regierung, einen großen Einfluss auf die Risikowahrnehmung haben. Andere Faktoren wie das soziale Umfeld und die Berichterstattung spielen dabei ebenfalls eine wichtige Rolle.On March eleventh 2011 an earthquake and tsunami hit Japan’s east coast. The tsunami caused an explosion at the nuclear power plant Fukushima Daiichi. The following days the government evacuated the residents in a thirty-kilometer radius around the power plant. Many more fled on their own. Even though the government was criticized for publishing misleading information or even withholding important information about radiation levels, the majority of Fukushima’s population outside the evacuation radius stayed. Many voluntary evacuees face hardships, because the government decided not to support them financially. Some of them even face criticism from Fukushima’s residents and are pressured to return home. However, they choose to stay away from their former homes. This thesis examines why some people choose to leave Fukushima behind while others tend to stay. In other words, why are some people afraid of the effects of radiations while others think it’s safe to stay. What causes their shift of the perception of risk? For this research one voluntary evacuee, two men who decided to stay in Fukushima and one student who wants to return, were interview. The interviews were analyzed in regards to risk perception theory. In addition, participatory observation was conducted in Sendai (Miyagi Precfeture, Eastern Japan) and Kyōto. The results show culture, society and education towards nuclear power plants play an important role in shaping how risk is perceived. Other factors as social environment and media coverage have a major influence as well