Die motorische Leistungsfähigkeit von deutschen und kenianischen Kindern im Alter von 10 Jahren - Eine ländervergleichende Studie unter Berücksichtigung der räumlichen und sozialen Herkunft

Die Untersuchung von Ursachen, die insbesondere die motorischen Defizite und das Übergewicht der Kinder beeinflussen, erfordern Vergleiche von Ländern mit unterschiedlichen Umweltbedingungen. Kenia weist im Vergleich zu Deutschland in vielerlei Hinsicht Unterschiede auf, insbesondere in den Bereichen Politik, Wirtschaft, (Schul-) Bildung, (Schul-) Sport, Demografie und Sozialstruktur. Soziokulturelle Umweltfaktoren in den einzelnen Ländern haben einen großen Einfluss auf die motorische Entwicklung von Kindern. Nicht selten wird jedoch der soziokulturelle Kontext in interkulturellen Studien vernachlässigt. Ziel der Studie war es, die motorische Leistungsfähigkeit einer ausgewählten Gruppe kenianischer Kinder zu untersuchen und die Ergebnisse mit den aktuell verfügbaren Motorikdaten gleichaltriger deutscher Kinder zu vergleichen. Die kenianischen Daten wurden nach den Schichtungsvariablen regionale (Stadt/ Land) und sozioökonomische (öffentliche/ private Schule) Herkunft ausgewählt. Die kenianische Stichprobe umfasst insgesamt 528 Grundschüler im Alter von 9 bis 10 Jahren, davon haben 50,4 % Jungen (N=266) und 49,6 Mädchen (N=262) teilgenommen. Die Vergleichsdaten stammen aus der Motorik-Modul-Studie zur körperlichen Fitness und Bewegung bei deutschen Kindern und Jugendlichen (Woll, Kurth, Opper, Worth & Bös, 2011). Unter Berücksichtigung der lediglich 9 bis 10 Jährigen ergibt sich eine Untersuchungsstichprobe von 603 Schülern, wovon 50,2 % (N=303) Jungen und 49,8 % (N=300) Mädchen sind. Die Ergebnisse sprechen für eine Ablehnung der Nullhypothese, wenn Unterschiede zwischen der Motorikleistung und dem anthropometrischen Status von Kindern in Deutschland und Kenia berücksichtigt werden. Die Hauptunterschiede zeigten sich in Körpergröße und –gewicht, in der Kraftfähigkeit sowie in Koordination und Beweglichkeit. Die kenianische Stichprobe hatte eine geringere Körpergröße und ein geringeres Körpergewicht. Die deutsche Stichprobe erzielten bei den Krafttests bessere Ergebnisse. Die Kenianer hingegen übertrafen die deutschen Leistungen in Bezug auf Koordination und Beweglichkeit. Die größten Unterschiede zwischen den einzelnen Gruppen zeigten sich jedoch zwischen den einzelnen kenianischen Schultypen. Bemerkenswert hierbei waren die überlegenen Ergebnisse für den 6-Minuten Lauf und dem Stand-and-Reach-Test der Schüler der ländlichen öffentlichen Schulen