Haben Kinder mit Migrationshintergrund und/oder niedrigem Sozialstatus häufiger Auffälligkeiten bei der U9 Früherkennungsuntersuchung?

Die KiGGS-Studie des Robert-Koch-Instituts zeigte, dass Kinder mit niedrigem Sozialstatus und Kinder mit Migrationshintergrund häufiger einen schlechteren allgemeinen Gesundheitszustand hatten, mehr Verhaltensprobleme und eine schlechtere motorische Koordination aufwiesen. Die U9-Früherkennungsuntersuchung findet ungefähr ein Jahr vor der Einschulung der Kinder statt. Bei Auffälligkeiten könnten Defizite bis zur Einschulung noch ausgeglichen werden. Ziel der vorliegenden Studie ist es herauszufinden, ob zum Zeitpunkt der U9 Früherkennungsuntersuchung Kinder mit niedrigem Sozialstatus oder mit Migrationshintergrund in Mittelfranken häufiger Auffälligkeiten im Gesundheits- und/oder Entwicklungszustand haben. Methoden: Es wurde eine Querschnittsstudie zum Zeitpunkt der U9 Früherkennungsuntersuchung durchgeführt. Alle niedergelassenen Kinderärzte in Mittelfranken wurden postalisch angeschrieben und erhielten einheitliche Studienunterlagen. Anhand eines Fragebogens wurden Sozialstatus und Migrationshintergrund ermittelt. Diese Daten wurden mit den Befunden aus dem U9-Untersuchungsheft in Beziehung gesetzt. Mögliche Unterschiede in der altersgemäßen Entwicklung, dem Befunde-Summenscore, der allgemeinen Entwicklung der Kinder, der Sprache, der körperlichen Entwicklung und dem BMI der Kinder wurden herausgearbeitet. Ergebnisse: Von 91 Kinderarztpraxen haben sieben Kinderarztpraxen Daten von 52 Kindern zurückgesendet. Bei der Differenzierung der Kinder waren 75% der Kinder Deutsche und 25% hatten einen Migrationshintergrund. Zum niedrigen Sozialstatus gehörten 8%, zum Mittleren 44% und zum Hohem 46%. Am häufigsten traten Auffälligkeiten bei der Sprache, der Motorik und des Verhaltens auf. Kinder mit Migrationshintergrund wiesen etwas seltener einen altersgemäßen Entwicklungsstand auf als deutsche Kinder. Sie hatten zudem einen etwas höheren Befunde-Summenscore und häufiger auffällige Werte bei der allgemeinen und der körperlichen Entwicklung. Kinder mit hohem Sozialstatus wiesen etwas häufiger einen altersgemäßen Entwicklungsstand auf, hatten einen geringeren Befunde-Summenscore, seltener Sprachauffälligkeiten und seltener allgemeine und körperliche Entwicklungsauffälligkeiten als Kinder mit niedrigem/mittlerem Sozialstatus. Schlussfolgerung: Auch in der vorliegenden Studie zeigten sich Tendenzen, die sich in anderen Studien zur Kindergesundheit gezeigt haben. Kinder mit Migrationshintergrund oder niedrigem/mittlerem Sozialstatus zeigten häufiger Auffälligkeiten im Gesundheits- und/oder Entwicklungszustand. Die U9 Früherkennungsuntersuchung nimmt einen wichtigen Anteil in der Primärprävention von Kindern ein. Förderprogramme, wie die Sprachförderung im Kindergarten oder Sportgruppen, die gezielt Kinder mit Migrationshintergrund ansprechen, sollten gezielt gefördert werden, um möglichst allen Kindern ähnliche Grundvoraussetzungen bei der Einschulung zu bieten. Abstract The KiGGS-study of the Robert-Koch-Institut showed that children with low social status and children with migration background had frequently worse general health, more behavior problems and worse motor skills. The U9 examination is approximately one year before the school enrollment from the children. When deficits occur, they can be eliminated before the enrollment. Aim of the present study is to find out, whether at the time of the U9 examination children with low social status and children with migration background have more deviations in their health and/or development status. Methods: A cross-sectional study at the time of the U9 examination was carried out. All pediatrician in own practice in middle Franken were inquired to participate and were sent standardized study documents by post. By means of a questionnaire were the social status and migration background determined. This data was combined with the findings from the U9 examination notebook. Possible differences were worked out in age-appropriate development, findings sum score, general development, physical development and BMI of the children. Results: From 91 pediatric practices, seven had sent back data from 52 children. The children could be differentiated between 75% Germans and 25% with migration background. Of these children 8% belong to a low social state, 44% to a middle state and 46% have high social standing. The deviations in language, motor skills and behaviour were the most frequent problems. Children with migration background were less likely to have an age-appropriate development than German children. They had also a higher findings sum score and more often deviations in general and physical development. Children with a high social standing had frequently an age-appropriate development, had a lower findings sum score and less deviations in language, general and physical development than children with low/middle social standing. Conclusion: The present study also showed tendencies which have been shown in other studies concerning the health of children. Children with migration background and/or low/middle social standing had more deviations in their health and/or development. The U9 examination takes an important part in primary prevention for children. Support programs, such as language support in kindergarten or special sport groups for children with migration background should be encouraged to provide all children similar basic conditions at the school enrollments