フェルディナント・フォン・ザール『医者トローヤン』論 : 近代化する村の暮らし

Ferdinand von Saar hielt sich oft bei seiner Mazenin, Fustin Elisabeth von Salm, in Mahren auf und schrieb dort mehrere Novellen. Eine dieser Novellen ist "Doktor Trojan" (1896), die "unter seinen spateren Geschichten am rundesten ist" (Bettelheim). Sie wurde nicht bloB im fuirstlichen Schloss von Raitz geschrieben, sondern spielt sich auch inhaltlich in Raitz ab. Die Novelle erzahlt vom Schicksal eines Mannes, der lange Zeit als Arzt ohne Doktordiplom im Dorf tatig gewesen ist. Die personliche Tragik der Hauptperson wird aber im engen Zusammenhang mit der Modernisierung des dorflichen Lebens geschildert. Als realistischer Schriftsteller stellt Saar hier ein wirklichkeitsnahes Bild des Dorfes im Mahren der zweiten Halfte des 19. Jahrhunderts dar, das sich gerade im Ubergang von der "Gemeinschaft" zur "Gesellschaft" im Sinne des Soziologen Ferdinand Tunnies befand. Zugleich ubt der Autor scharfe Kritik an der Medizin bzw. an den Arzten der damaligen Zeit, namlich an ihrer wirtschaftlichen Orientierung sowie an ihrer Uberbewertung des chirurgischen Eingriffs. AuBerdem kann man in der Gestaltung der Hauptfigur, die Saar als einen "selbstlosen, aufopfernden" Arzt beschreibt, groBe Sympathie des Dichters fur jene Menschen herauslesen, die "der Geist der Zeit" zugrunde richtet