Gemeinsam statt einsam: Peer-Feedback : ein Modell des wechselseitigen Lernens für Dolmetschstudierende und praktizierende DolmetscherInnen ohne dolmetschspezifische Ausbildung

Evaluationsgegenstand der vorliegenden Masterarbeit ist ein Projekt, das zum Ziel hatte, den Wissens- und Erfahrungsaustausch unter Dolmetschstudierenden und praktizierenden DolmetscherInnen ohne dolmetschspezifische Ausbildung durch gemeinsame reale Aufträge und gezieltes Peer-Feedback zu ermöglichen. Um den soziokulturellen Rahmen abzustecken, wurde zunächst auf das Community Interpreting und das Setting der Rechtsberatung der Caritas eingegangen. Die Theorie bildeten einerseits Erkenntnisse aus der Feedbackforschung v. a aus der Kommunikationswissenschaft, Lernpsychologie und Hochschuldidaktik und andererseits dolmetschwissenschaftliche (Peer-)Feedbackbefunde und Beurteilungskonzeptionen. Als Erhebungsmethoden dienten ein Formular zu den Eckdaten der ProbandInnen, ein Peer-Feedbackbogen und ein Selbstevaluationsbogen sowie ein Feedbackbogen für die RechtsberaterInnen. Um die Wirksamkeit des Projekts umfassend einschätzen zu können, wurden die Peer-Feedbackprozesse mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse umfassend untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass die Peer-Feedbackprozesse die Kriterien der Lernwirksamkeit weitgehend erfüllten und die Botschaften auf einer überraschend großen Vielfalt an Beurteilungskriterien beruhten. Sowohl das Beobachten und Feedbackgeben als auch das Feedbackempfangen waren für den persönlichen Lernprozess bereichernd; wenngleich dem Beobachten eine bedeutendere Rolle zugeschrieben wurde. Die durch das Projekt gewonnenen Erfahrungswerte führten zu einer Erweiterung der Dolmetschkompetenzen und zu einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Rollenbild der Community Interpreters sowie der Vereinbarkeit zwischen Theorie und Praxis. Dolmetschstudierende und praktizierende DolmetscherInnen ohne dolmetschspezifische Ausbildung können durch gezieltes Peer-Feedback auf individuelle Art und Weise einen großen Lerngewinn ziehen, weshalb die Weiterführung des Projekts, das sich als Lernmodell versteht, als äußerst erstrebenswert gilt.This masters thesis focuses on evaluating a project designed to enable the exchange of knowledge and experience between interpreting students and practicing interpreters without interpreting-specific training through joint, real-life interpreting assignments and targeted peer feedback. First, the phenomenon of Community Interpreting and the interpreting setting of the Caritas Legal Services are presented to set the study in its socio-cultural context. The theoretical part not only provides an overview on feedback research, concentrating on findings in communication studies, psychology of learning and higher education didactics, but also gives a comprehensive account of feedback research in interpreting studies and assessment criteria. In order to evaluate the project, multiple methods were employed: a form to collect the project participants key data, a peer feedback sheet and a self-evaluation sheet as well as a feedback sheet for the legal advisors. Using qualitative content analysis, the peer feedback processes were scrutinized thoroughly to gain insight into their effectiveness. The results show that the peer feedback processes largely satisfied the criteria of learning effectiveness and that the feedback messages were based on a great variety of assessment criteria. Even though observing and giving feedback as well as receiving feedback were found to be enriching the learning process, the participants attributed the most significant role to the act of observing. The experience gained from the project led to an enhancement of interpreting competency and a critical reflection of both the community interpreters role and the compatibility of theory and practice. In individual ways, interpreting students and practicing interpreters without interpreting-specific training can benefit considerably from targeted peer feedback. As the findings support the proposed reciprocal learning model, continuing the project is considered highly desirable.vorgelegt von Stefanie Stadlober, BAAbweichender Titel laut Übersetzung des Verfassers/der VerfasserinEnthält Zusammenfassungen auf Deutsch und EnglischKarl-Franzens-Universität Graz, Masterarbeit, 2019(VLID)455614