EETC

Der tiefe erzählerische Vorwand im Gegensatz zur Oberflächenstruktur ... wieessogekommen ist... warum eetc?. Als Kind liebte ich meine Schwester Elizabeth sehr ... Sie spielte eine so große Rolle in meinem Leben, daß ich nicht wußte, ob ich ihren Namen mit z oder s schreiben sollte (beides ist korrekt). Wie ich ihn auch schrieb, immer, so schien es mir, ging ein Teil ihrer Eigenschaften verloren. Aber nicht nur das. Wenn ich diesen magischen Fehler (ein z über einem s, also eine 8) in der Mitte teilte, erhielt ich zwei griechische Epsitons, ein richtiges und ein umgekehrtes... Das E war der Anfang des Namens, der mich in eine solche Verlegenheit gebracht hatte. Es verband sich mit diesem besonderen Gefühl, das meine Schwester und ihr Name mir einflößte und schließlich stand es dafür. Natürlich verliebte ich mich später in jemanden namens Elisabeth, und der Film ist ein Versuch, dieses Gefühl zu rekonstruieren oder zu erinnern, wiederzubeleben eetc ... e etc ... Die Rekonstruktion dieses Gefühls, so wie es Im Programm erscheint, entspringt einem sprachlichen Prozeß (s/z) - und es kam mir mehr als zufällig vor, daß ich während meines Frankreichaufenthaltes den ersten Zug der Kraniche aufgenommen hatte, der in jedem Frühling über das Haus flog. Die Kraniche formen Buchstaben, während sie fliegen, und eine Überlieferung will es, daß Palamedes unser Alphabeth erfunden oder entdeckt hat, während er ihren Flug beobachtete. Aber wichtiger noch ist der emotionale "Schauer", den sie mit ihren durchdringenden Trompeten erzeugen, der ihrem Auftauchen vorausgeht. Sie sind also echte "Herolde". Graves berichtet, Ramakrischna sei ohnmächtig geworden, als er sie gehört hätte. Ich kehrte in die Dordogne zurück, denn ich wollte sie in Bild und Ton wiederkehren lassen. Noch einmal nahm ich ihren Überflug auf. Natürlich bildeten sie ein perfektes E. Die Form des Filmes ist so entstanden: Ich habe Bilder gesammelt, Gespräche und Töne aufgenommen und das so entstandene audiovisuelle Material immer wieder abgespielt und überarbeitet. um es zu verfeinern ... die "Spur' definitiver auszudrücken. Es ist eine aufs "Geratewohl" und in eklektischer Weise entstandene Sammlung vorübergehender, flüchtiger Erscheinungen, kurzer filmischer Einstellungen, Photographien, Wörter, Zitate, Zettel, Musikfetzen, verbunden nicht nur durch hineingelegte Bedeutungen, sondern auch durch einen umfassenden Kontext. Der paradoxe Charakter des Erinnerungsvorgangs wird zum Brennpunkt der Erzählung. Dem Photo möchte man Bewegung verleihen, während man sich eine Verlangsamung des Filmbildes wünscht. Man verliert infolge der Spannung zwischen diesen beiden Polen bald den ursprünglichen gefühlsmäßigen Reiz aus dem Auge, und die Spannung wird zum Selbstzweck. Aus der Arbeit des Zusammenlebens entstehen neue Generationen, deren Jede ihre eigene innere Logik besitzt. Man denkt, daß das Puzzle irgendwann komplett sein werde - und selbst wenn das eine oder andere Stück noch fehlen sollte, könne man es ja rekonstruieren, sobald der Rahmen erst einmal bestimmt ist. Aber der Rahmen (das Klischee) bleibt nur innerhalb des weiten Rahmens seines Mediums erhalten, und durch fortwährendes Umsetzen der Teile verändern sich die Bezüge... größere Flöhe als ich haben sich zweifellos schon mit diesem Problem der Kontinuität abgemüht, aber zur Hauptsorge des eingefleischten und unermüdlichen Medienhoppers werden die Klebestellen, die Kracher Zwischen den Szenen (Säume oder Nähte). Sobald ihr das erst einmal klar geworden ist, rast sie wie eine Wahnsinnige herum auf der Suche nach einer nahtlosen Montagetechnik. Her mit dem Computer. Video palimpsest.. Oberflächen, Oberflächlichketten und Überllüssigkeiten ... ; das 'Programm' ist 69 Minuten lang auf 1-ZoIl-Videoband. Das ursprüngliche Material war ausnahmslos 16-mm Film, es wurde auf Video übertragen, dann überarbeitet und anschließend auf U-matic-Band gebracht, bis es endlich auf das 1-Zoll-Band überspielt werden konnte. Was mich angeht, so enthält es - technisch - die Geschichte einer Reihe von Unfällen und Zufällen, von der meine Einführung in die Mysterien der diskontinuierlichen Bildübertragung gekennzeichnet war. ich füge hier die Kritik bei, die ich zur Hand habe. Bis heute haben nur Techniker des britischen Channel 4 Kommentare abgegeben, da sie beruflich bedingt das Pech hatten, das Dub herstellen zu müssen. Hier sind zwei: 1. auf Lichtstärke 110 (herunter auf 10 Prozent). WAS!!.. sehr körnig, variierende Farben Besetzung, Chroma Phase/Diff Phase/Dlff Verstärkung Fehler, Schmutz/Funkeln/Straßenbahnschienen/Waschmarkierungen; variierende Lichtstärke; starkes Springen und Zittern; Kratzer, Haare. Auf U-matic Abfall gedub/Betacam Geräusch-Sperren und Bild-laufen (beim Dubben) gegen Ende; Timecode manchmal zu sehen; variable Leerräume. Ton: WDR stark verzerrt und manchmal gedämpft; viel Zischen, Knacken und Knallen von Zeit zu Zelt; wow! und gelegentliches Flattern. Technische Ausnahmegenehmigung erforderlich (Zufällig stimmt alles, nur daß es keine Betacam-Geräuschsperren gibt). 2. Sogenannte Kunst. Film voller schlechter Qualität, Effekte und experimenteller Techniken ... Vielleicht sollte ich mich mit dem Rest nicht abgeben. Das möge als Beschreibung einiger Oberflächenmerkmale genügen. Bleibt nur noch zu sagen, daß der Techniker die Nerven verliert, als der Regisseur mehrere Schnitte voraus ist, und ausruft: "Ich kann kein Bild vom anderen unterscheiden!" David Larcher, Februar 1987 CYCLE/OPTIC PRE-FACE Nachdem der Film mit einer Großaufnahme von Spitzwegs Alchimisten, der in seine transparente Retorte schaut, begonnen hat. dokumentiert er schrittweise, wie persönliches Erleben zum Dokument wird. Durch die "colour bars" des Fernsehbildschirms wird das Rohmaterial des Films, Gelatine, auf die Leinwand mit dem projizierten Bild gesprüht und verwandelt sich eidetisch in Symbole, Buchstaben, Bilder, die allmählich in Fragmente der Vergangenheit verschmelzen, flüchtig auf Wörter blicken, die Bilder einer verlorenen/Vergangenen Zeit zurückrufen, die jetzt in das Jetzt gezwungen werden, die sind, beobachtend. Beim Aufheben einer Kranichfeder erinnert sich Elizabeth an einen Flug, den sie niemals sah, von der Spitze jenes "migrating hill", und wenn wir die Fotografien des Familienalbums umdrehen um die Beschriftungen der Rückseiten zu lesen, werden wir alle daran erinnert, daß nur die Vogelscheuchen wissen, daß die Zukunft Geschichte ist ... Danach braucht man einen Drink ... es ist also Zeit, aufzuhören