Die Schuld der Schwester

Eine scheinbar unbeteiligte Frau A stößt auf ein Geheimnis: Drei Menschen sind verschwunden. A will herausfinden, was geschah, Licht ins Dunkel bringen und für Gerechtigkeit sorgen. Drei Straßenmusiker beobachten sie und weisen ihr den Weg. Die multimediale Oper »Dreimaldrei gleich unendlich« nimmt eine ungelöste Situation als Ausgangspunkt, um Gegenwart und Erinnerung miteinander zu verflechten. Die von A recherchierten Bilder und dokumentarischen Aufnahmen zur Aufklärung des Falls verselbständigen sich zu Wiedergängern der Erinnerung und sie glaubt, in der Frau ihre Schwester zu erkennen. Sie taucht in eine Geschichte ein, in der die Blutsbrüder der Kindheit zu Mördern wurden. Je mehr sie in die Geschichte eindringt, umso mehr nimmt sie die Entschuldigungen der Täter wahr. Täter- und Opferperspektiven vermischen sich zu einem unauflösbaren Ganzen. »Dreimaldrei gleich unendlich« versucht die Perspektiven der Opfer widerzuspiegeln und geht den Fragen nach, warum sich Überlebende von Gewaltdelikten oft mitschuldig fühlen, warum es im Gegenzug den Tätern vergleichsweise leicht fällt, mit einer unübersehbaren Anzahl von Morden weiterzuleben. Die Musik kulminiert in jenem Moment, in dem die Geschichte zum Albtraum avanciert. Menschliche und instrumentale Stimmen verschmelzen mit der Plastizität der elektronischen Musik, um eine agile Unzeitlichkeit aufzudecken. Die Zuschauer werden von einem musikalischen Gewebe umhüllt. Die Anordnung der unterschiedlichen Medien geht ebenso von der Frage aus, wie sich Videobild, Text und Vertonung zu einer dichten miteinander verzahnten Narration verbinden lassen, wie von der Frage, wie eine Komposition mit einer Grausamkeit umgehen kann, vor der die Musik verstummen muss