Die Stellung der Speziestheorie im Universalienstreit : ist Husserls frühe Bedeutungstheorie ein Platonismus?

Das Anliegen dieser Arbeit ist zu untersuchen, ob Husserls Speziestheorie der Bedeutung, wie sie in den Logischen Untersuchungen formuliert ist, als eine Form des Platonismus bezeichnet werden kann. Der Autor argumentiert, dass das entscheidende Kriterium für eine solche Zuordnung nur der ontologische Status der allgemeinen Gegenstände sein kann. Dieses Grundthema der Universaliendebatte wird im Zuge dieser Arbeit als Fragestellung aufgefasst, die nur dann hinreichend differenziert bearbeitet werden kann, wenn sie vor dem Hintergrund der metaphysical grounding theory aufgespannt wird.Der Autor rekonstruiert einerseits den ontologischen Status der platonischen Ideen und andererseits den ontologischen Status der Spezies bei Husserl. Dabei zeigt sich, dass Platons Ideen eine absolute, metaphysische Unabhängigkeit vom Subjekt aufweisen. Der Status der Spezies bei Husserl hingegen ist als ontologische Unabhängigkeit zu beschreiben, die in letzter Konsequenz zumindest die Möglichkeit eines intentionalen Bezuges durch ein Subjekt voraussetzt. Der Unterschied zwischen der metaphysischen Unabhängigkeit der Ideen und der ontologischen Unabhängigkeit der Spezies wird virulent, wenn beide als fundierende Elemente möglicher Welten verwendet werden: Während es in platonischen Welten möglich ist anzunehmen, dass es notwendigerweise keine Subjekte gibt, führt eine derartige Annahme zu einem direkten Widerspruch in Husserlschen Welten.Unter der Voraussetzung, dass sowohl Platon als auch Husserl ein ambivalentes Konzept des ontologischen Status allgemeiner Gegenstände ablehnen würden, argumentiert der Autor dafür, dass eine Einordnung der Speziestheorie in die Klasse der platonistischen Theorien nicht möglich ist.The intention of this work is to investigate if Husserls species theory of meaning, as introduced in his Logical Investigations, can be justifiably classified as a form of Platonism. The author argues that the central criterion for deciding upon this issue is the ontological status of the general objects. Relating to this, the fundamental question of the Universaliendebatte is introduced in terms of the metaphysical grounding theory which is considered the most suitable way to address it.On the one hand, the author reconstructs the ontological status of the Platonic ideas. On the other hand, he depicts the ontological status of Husserls species. Doing so brings to light that the ontological independence of Platos ideas is an absolute, metaphysical one. On the contrary, the ontological independence of the species demands at least the possibility of being intended by the subject. This difference hinges upon the different ideas of logical possibilities lying beneath the notions at issue. This becomes apparent as soon as the notion of Platonic ideas and of Husserls species are used as fundamental principles for the construction of possible worlds. Worlds built upon Platonic ideas allow for the necessary inexistence of subjectivity. Yet such a proposition immediately leads to a contradiction if we use the notion of Husserls species as the foundation of possible worlds. Presupposing that neither Plato nor Husserl could accept an ambivalent concept of general objects, the author therefore concludes that any attempt to understand the species theory of meaning as a form of Platonism must be rejected.vorgelegt von Bernhard Martin Geißler, BAZusammenfassungen in Deutsch und EnglischAbweichender Titel laut Übersetzung des Verfassers/der VerfasserinKarl-Franzens-Universität Graz, Masterarbeit, 2019(VLID)440685