Der Holocaust in der jugoslawischen und bosnisch-herzegowinischen Geschichtsschreibung : ein marginalisiertes Thema

Trotz der fast unüberschaubaren Fülle an historiografischer Literatur über den Zweiten Weltkrieg, die in Jugoslawien entstanden ist, war der Holocaust in der jugoslawichen Geschichtsschreibung ein marginalisiertes und kaum erforschtes Thema. Dies hat sich auch in der (postjugoslawischen) bosnisch-herzegowinischen Geschichtsschreibung nicht geändert. Dieser Umstand wird in der vorliegenden Arbeit untersucht, indem ein Querschnitt der jugoslawischen und bosnisch-herzegowinischen Historiografie über den Zweiten Weltkrieg analysiert wird. Durch direkte Textanalyse von 23 chronologisch gegliederten Primärquellentexten wird untersucht, wie der Holocaust thematisiert, bezeichnet und verstanden wird, um aus den Texten Erkenntnisse darüber zu gewinnen, warum die Thematik in diesen historiografischen Diskursen größtenteils marginalisiert bzw. absent ist. Die Analyse beleuchtet auch, inwiefern diese Marginalisierung des Themas mit dem Verständnis des Holocaust, das die AutorInnen hatten bzw. haben, in Verbindung steht. Wie erwartet, zeigt die Analyse, dass der Holocaust größtenteils relativiert wird und dass das Verständnis des Holocaust, mit gewissen Ausnahmen, sehr begrenzt ist und beeinflusst von Ideologie, akademischer Praxis und Politik, sowohl im ehemaligen Jugoslawien als auch im heutigen Bosnien und Herzegowina.Despite the immense quantity of historiographical literature on the Second World War written in Yugoslavia, the Holocaust was a marginalised and barely-researched topic in Yugoslav historiography. This has not changed in the case of the (post-Yugoslav) historiography in Bosnia and Herzegovina. This paper seeks to ascertain how and why the Holocaust was, and is, treated in this way by analysing a cross section of Yugoslav and Bosnian-Herzegovinian historiography on the Second World War. Through chronologically ordered, direct textual analyses of 23 primary sources, the paper examines how the theme of the Holocaust is broached, how the Holocaust is named and how it is understood, in order to gain insights into why the topic is largely marginalised and missing in these historiographical discourses. The analysis also touches upon the question as to whether the marginalisation of the topic is linked to the understanding the authors had, or have, of the Holocaust. As expected, the paper reveals that the Holocaust is largely relativised and that the understandings of it are, with exceptions, very much limited and influenced by contemporaneous ideologies, academic practices and politics in both the former Yugoslavia and present day Bosnia and Herzegovina.vorgelegt von Nina NewellZusammenfassungen in Deutsch und EnglischAbweichender Titel laut Übersetzung des Verfassers/der VerfasserinKarl-Franzens-Universität Graz, Masterarbeit, 2019(VLID)440340