Ketzerverfolgung in Theorie und Praxis : ein inquisitorischer Vergleich der Practica officii inquisitionis haereticae pravitatis mit den Freiburger Waldenserprozessen

Diese Arbeit stellt das Handbuch "Practica officii inquisitionis haereticae pravitatis" des dominikanischen Inquisitors Bernard Gui den von Kathrin Utz Tremp biographisch aufgearbeiteten Inquisitionsakten des Freiburger Waldenserprozesses von 1430 als Fallbeispiel gegenüber. Dabei wird auf verschiedene Aspekte der inquisitorischen Arbeit und der Merkmale der Sekte der Waldenser, die in Guis Werk beschrieben werden und sich in den Akten des Waldenserprozesses wiederfinden, Bezug genommen. Im Zuge dessen wird ersichtlich, dass Theorie und Praxis nicht weit voneinander entfernt lagen, sondern die Vorgehensweise der Freiburger Inquisitoren sich tatsächlich mit den Empfehlungen Guis deckt und auch die allgemeinen Beschreibungen Guis der Waldenser auf jene von Freiburg zutreffen. Um den nötigen historischen Rahmen für oben angesprochenen Vergleich zu bieten, behandelt die Arbeit die Entstehung und Entwicklung der Inquisition, was unter anderem die Formierung des Rechts sowie die Strafen inkludiert, aber auch den Umgang der katholischen Kirche mit ihrer eigenen Vergangenheit thematisiert. Darüber hinaus wird die von der Amtskirche als häretische Sekte deklarierte Bewegung der Waldenser genauer betrachtet, wobei ihr Weg in die Exkommunikation nachgezeichnet wird. Dabei wird genauer auf die Glaubensinhalte der Waldenser und ihre Organisation eingegangen, aber auch auf ihre Entwicklung nach dem Mittelalter. Da der Dominikaner und Inquisitor Bernard Gui durch sein Inquisitionshandbuch eine zentrale Figur dieser Arbeit darstellt, werden auch sein Leben und Wirken sowie der kirchliche Orden, dem er angehörte, thematisiert und vertieft.This thesis compares the manual Practica officii inquisitionis haereticae pravitatis, written by the Dominican inquisitor Bernard Gui, with the Inquisitions files of the trials against the Waldenses of Freiburg in 1430, biographically reviewed by Kathrin Utz Tremp. In doing so, various aspects of the inquisitorial work as well as characteristics of the Waldenses described in Guis manual, that can be found in the Inquisitions files, are discussed. When looking at the procedure of the inquisitors of Freiburg, it becomes apparent that theory was put into practice as the inquisitors acted in accord with Guis manual. Moreover, the features of the Waldenses as described by Gui are accurate in the case of the Waldenses of Freiburg. To provide the necessary historical background for the comparison addressed above, this academic paper also looks at the formation and development of the Inquisition, which includes the formation of law as well as sentences. Also, the Catholic Churchs accounting for their own past is addressed. Furthermore, the Waldenses which were declared as a heretic sect by the official Church and their way into excommunication are a topic of investigation of this paper. In the course of this research, the Waldensian beliefs, their organizational structure, and their development after the Middle Ages are discussed. As the Dominican and Inquisitor Bernard Gui is a central figure of this thesis, his life and works and also the congregation he belonged to are thematized and enlarged upon.vorgelegt von Ruth OberndorferZusammenfassungen in Deutsch und EnglischAbweichender Titel laut Übersetzung des Verfassers/der VerfasserinKarl-Franzens-Universität Graz, Diplomarbeit, 2019(VLID)378024