Vergleich zweier Testsysteme zur Untersuchung von Lupus-Antikoagulanzien

1. ZUSAMMENFASSUNG 1.1 Hintergrund und Ziele Die International Society on Thrombosis and Haemostasis (ISTH) hat im Jahr 2007 neue Richtlinien zur Untersuchung von Lupus-Antikoagulanzien veröffentlicht. Die Gesellschaften British Committee for Standards in Haematology (BCSH) und Clinical and Laboratory Standards Institute (CLSI) haben in den Jahren 2012 bzw. 2014 ebenfalls Richtlinien zu dieser Thematik publiziert. In der Frage, ob die Kaolin clotting time (KCT) ein geeignetes Testsystem zur Erfassung von Lupus-Antikoagulanzien darstellt, besteht Uneinigkeit zwischen den drei Fachgesellschaften. Die Kontroverse liegt zum Teil darin begründet, dass für das Testsystem KCT kein Bestätigungstest vorliegt und somit keine Möglichkeit besteht, eine Phospholipidabhängigkeit zu beweisen. Dies ist einer der Gründe, weshalb die ISTH die Anwendung dieses Testsystems ausdrücklich ablehnt. Die dilute Russell’s viper venom time (dRVVT) wird übereinstimmend als Goldstandard der Lupus-Diagnostik anerkannt. Ziel des retrospektiven Teils dieser Arbeit war es, die diagnostischen Ergebnisse von dRVVT und KCT zu vergleichen. In einer prospektiven Studie wurden erste Schritte zur Entwicklung eines Bestätigungstestes für die KCT unternommen (Pilotstudie). 1.2 Methoden Die diagnostischen Ergebnisse von 355 Patientenplasmen, bei denen sowohl die LA-Ratio der dRVVT-Testung als auch der ICA-Index der KCT-Testung bekannt waren, wurden verglichen. Es wurde untersucht, welche Kliniken bzw. Abteilungen des Universitätsklinikums Erlangen wie viele Blutproben zur Lupus-Diagnostik an das Spezialgerinnungslabor übermittelt haben und wie hoch der Anteil von Lupus-positiven Proben war. In einem Pilotprojekt zur Entwicklung eines Bestätigungstestes für die KCT wurde ein Reagenz (KCT-PL) getestet, das einen höheren Gehalt an Phospholipiden als der bisherige Suchtest aufweist. Lupus-positive Kontrollplasmen und Lupus-negative Plasmen gesunder Blutspender wurden einer dRVVT-Testung (LA-Screen und LA-Confirm) sowie einer KCT-Testung (KCT-Screen und KCT-PL) unterzogen. Analog zur LA-Ratio, dem Quotienten aus LA-Screen und LA-Confirm, wurde die KCT-Ratio (KCT-Screen durch KCT-PL) berechnet. 2 1.3 Ergebnisse Die Diagnose Lupus-positiv wurde bei einer LA-Ratio größer gleich 1,30 beziehungsweise einem ICA-Index größer gleich 15 gestellt. LA-Ratio und ICA-Index zeigten in 73,2 % der getesteten 355 Patientenplasmen übereinstimmende diagnostische Ergebnisse (beide Testsysteme Lupus-positiv oder beide Testsysteme Lupus-negativ). Bei den Plasmen mit divergierenden Ergebnissen zwischen den beiden Testsystemen fiel auf, dass es wesentlich mehr Fälle gab (n = 55), bei denen die LA-Ratio negativ, der ICA-Index aber Lupus-positiv war als umgekehrt (n = 12). LA-Ratio und ICA-Index korrelierten mit r gleich 0,533 (p < 0,001) nur schwach. Die Abteilung Transfusionsmedizin (Hochschulambulanz) und die Kliniken für Rheumatologie und Immunologie sowie Neurologie stellten mit insgesamt 71 % der eingesendeten Blutproben die größten Anforderer dar. Auffallend war, dass der Anteil an doppelt positiven Testergebnissen (sowohl LA-Ratio als auch ICA-Index Lupus-positiv) bei den aus der Klinik der Rheumatologie und Immunologie eingeschickten Blutproben mit 44 % deutlich höher war als bei den aus der Transfusionsmedizin stammenden (7,5 %). In der prospektiven Studie wurden Präzisionsserien mit den Kontrollplasmen Lupus high und Lupus low durchgeführt. Für beide Lupushaltige Plasmen wurden je zehn Werte von LA-Screen, LA-Confirm, KCT-Screen und KCT-PL ermittelt. Außerdem wurden Plasmen von je zehn Lupus-negativen weiblichen und männlichen Blutspendern analysiert, sodass insgesamt je 40 Werte der LA-Ratio und der KCT-Ratio errechnet werden konnten. Diese korrelierten mit r gleich 0,904 (p < 0,001). 1.4 Schlussfolgerungen DRVVT und KCT sind verschiedene Testsysteme zum Nachweis von Lupus-Antikoagulanzien. Die beiden Testsysteme beeinflussen das Gerinnungssystem auf unterschiedliche Art, weisen verschiedene Lupus-Antikoagulanzien nach und besitzen eine unterschiedliche Metrik. Das erklärt, warum trotz einer diagnostischen Übereinstimmung in 73,2 % der getesteten Plasmen nur eine schwache Korrelation zwischen diesen beiden Testen ermittelt wurde. Auf dem Weg zur Entwicklung eines Bestätigungstestes für die KCT wurden im Rahmen dieser Promotion in einem Pilotprojekt erste Daten gesammelt. Diese Ergebnisse sind anhand einer größeren Fallzahl in zukünftigen Studien zu überprüfen