Entfremdungen

Die Dissertation stellt eine neue Interpretation der attischen Gerichtsreden und zum Teil auch der Volksreden des vierten Jahrhunderts v. Chr. dar. Sie untersucht diese Reden vor allem aus sozialgeschichtlicher Perspektive und geht davon aus, dass in zahlreichen Prozessen Bürger angeklagt wurden, weil sie sich von tradierten Verhaltensweisen ihres Kollektivs entfernt hatten. Auf der Basis von zwölf Fallbeispielen, die allesamt dem Corpus Demosthenicum entstammen, will die Dissertation somit die subjektive Abweichung bestimmter athenischer Bürger sichtbar werden lassen. Ausgehend von einer Rede wird hinterfragt, auf welche Weise und in welchem Bereich des öffentlichen oder privaten Lebens sich ein Bürger nach Meinung des Sprechers von den Verhaltensweisen seines Kollektivs entfernt hatte. Zentral ist also die rhetorische Darstellung der "Entfremdungen" und hier die Überlegung, wie es den Rednern gelingt, ihre Kontrahenten als "Abweichler" zu zeichnen