Hermeneutik zwischen eigener Tradition und fremder Kultur

Die vorliegende Arbeit ist der Versuch eines Beitrages zur gegenwärtigen Diskussion über die Bedeutung der Hermeneutik für das Problem des Fremden sowie für interkulturelles Verstehen. Die auf den Erhalt und das Wiederherstellen der eigenen Kulturtradition ausgerichtete philosophische Hermeneutik H.-G. Gadamers erweist sich als eine Hermeneutik für die eigene Tradition, die nicht geeignet ist, auch dem Problem des kulturell Fremden gerecht zu werden, ja sie hat schon im Hinblick auf das Verständnis der jeweils divergenten eigenen Kultur ihre Grenzen. Dagegen bietet uns die an die ältere methodologische Hermeneutik angeknüpfte Hermeneutik E. D. Hirschs einen Interpretationsrahmen zwischen Dogmatismus und Skeptizismus an. Seine neue Version des hermeneutischen Zirkels als Hypothesenbildung, -prüfung und -bestätigung zeigt uns den Weg, um ein wissenschaftlich brauchbares Wissen von fremden Texten zu erlangen. Insofern ist Hirschs Hermeneutik für das Verstehen von Fremdem besser geeignet