Digital first: Vernetzte Edition als Konzeption und Praxis am Beispiel der edition humboldt digital

Das publizistische Modell einer wissenschaftlichen Hybrid-Edition historischer Texte kann verschieden geplant und durchgeführt werden. Die Berliner edition humboldt digital (BBAW) folgt einem digital first-Ansatz. Die versionierten Lieferungen der work in progress-Edition erscheinen zunächst vollständig digital (https://edition-humboldt.de) und werden erst in einem zweiten Schritt in Zusammenarbeit mit einem Wissenschaftsverlag in Auswahl gedruckt. Die beiden Komponenten digital und print der edition humboldt sind im Sinne einer funktionalen Ausdifferenzierung also zu verstehen als mediale Komplementäre, die jeweils unterschiedliche Nutzungs- und Distributionsszenarien befördern. Der digitale Charakter der Edition erschließt sich aus den dafür notwendigen Technologien, Methoden und Arbeitsprozessen. Sie erlauben, neue Wege in der Gestaltung einer vernetzten Edition zu beschreiten und die Schwelle zwischen selbständiger Edition und ad hoc-generiertem Ressourcennetzwerk neu zu denken. Die weitere Entwicklung der (digitalen) Editionsphilologie steht vor diesem Hintergrund vor der Herausforderung, die Zusammenarbeit in größeren Teams effizient und transparent zu organisieren und bildet bereits jetzt neue Tätigkeitsprofile wie das Datenlektorat und die Projektdokumentation heraus.