Die Geburt von Rudof Smends Lehre vom Ämterstaat

Nach seinen unveröffentlichten Briefen plante Smend bei einer möglichen Neuausgabe von “Verfassung und Verfassungsrecht” eigentlich eine totale Umschreibung seines Hauptwerkes und damit seine Entfaltung einer Deutschland eigenen Verfassungslehre im Gegensatz zur französischen “Verfassungslehre” Carl Schmitts. Dabei kann der Begriff vom “Amt” als Schlüsselwort gelten. Obwohl er 1928 noch als ein rein geistlicher Begriff im kirchenrechtlichen Zusammenhang erschien, wurde er schon in Smends Aufsatz “Bürger und Bourgeois im deutschen Staatsrecht”(1933) als eine der für den Neuaufbau seiner Lehre grundlegenden Kategorien erwähnt. Smend schickte diesen Aufsatz als Beilage zu einem Brief an den Verlag “Duncker und Humblot”. In diesem Brief legte er den Plan einer Neuauflage seines Hauptwerkes dar. Ebenso stellte Smend bereits in seinem unpublizierten Vortrag “Das heutige deutsche Verfassungsproblem und die Wissenschaft”(1934) den Sinn des Amtes für die deutsche Staatsrechtslehre dar: Der Staat sei weder als eine Anstalt oder ein den Bürgern völlig fremdes Machtmittel, noch als eine Gemeinschaft oder eine auf Erlebnisse aufgebaute fließende Bewegung zu erfassen, sondern er müsse als Ämterordnung aufgefasst werden. Zuerst ist dem Gemeinwesen das Gemeinwohl aufgegeben, dann werden mit den einzelnen Ämtern die Aufgaben an alle Mesnchen verteilt, und schließlich erscheint erst mit der Ausfüllung einzelner Aufgaben des ganzen Volkes der Staat. Nach Smend entstanden mit dieser amtlichen Logik nicht nur die modernen Staaten, sondern auch die Staaten des Altertums und des Mittelalters. In dieser Ämterlehre Smends, die in dem Vortrag von 1934 und in seinem Aufsatz “Das Problem der Institutionen und der Staat” (1955) bestätigt wird, kann man vermutlich den Kern der Ämterlehre des “späten Smend” finden