Verachtung bei Céline : eine literaturwissenschaftliche Analyse von Voyage au bout de la nuit und Mort à crédit

Emotionen stellen einen essentiellen Bestandteil des menschlichen Lebens dar und spielen dementsprechend auch in der Literatur eine zentrale Rolle. Diverse Emotionalisierungsstrategien ermöglichen nicht nur das Einfühlen der Leserschaft in Erzählungen, sondern auch das Ziehen von Rückschlüssen über deren soziohistorischen und literarischen Kontext. In dieser Diplomarbeit liegt der Schwerpunkt auf der Emotion Verachtung in den zwei aus dem 20. Jahrhundert stammenden, französischen Romanen "Voyage au bout de la nuit" und "Mort à crédit" von Louis-Ferdinand Céline. Es wird erforscht, inwieweit die fiktive Verachtung in diesen Texten der Emotion im realen Leben entspricht. Außerdem wird eruiert, inwiefern Emotionalisierungsstrategien und das Distanzverhältnis zwischen Erzähler und implizitem Leser von der Art und dem Grad der Abstraktion der Objekte der Verachtung abhängt. Darüber hinaus werden Verachtung enthaltende Passagen in Hinblick auf den soziohistorischen und literarischen Kontext untersucht. Um eine entsprechende Analyse zu ermöglichen, wird neben Genettes Erzähltheorie und der kognitivistischen Narrativik auch das narrative Kommunikationsmodell unter Berücksichtigung der kognitivistischen Emotionstheorie und des kulturellen, historischen und literarischen Kontexts der Werke angewandt. Eine eingehende Analyse zeigt, dass fiktive Verachtung ihrem realen Pendant entspricht. Emotionalisierungsstrategien und das Distanzverhältnis weisen kaum Abhängigkeiten von der Art und dem Grad der Abstraktion des Objekts der Verachtung auf, wobei signifikante Unterschiede bezüglich der Darstellung von klassischer Verachtung und upward contempt festgestellt werden können. Die Verachtung in "Voyage au bout de la nuit" entspricht dem Kontext des Romans, während für "Mort à crédit" eine solch eindeutige Kontextualisierung nicht möglich ist.Emotions are central components of human life and therefore also play an important role in literature. Diverse emotionalization strategies not only allow for the reader to empathize with fictional characters, but also to draw conclusions about the sociohistorical and literary context of literary works. In this thesis, the focus lies on the emotion of contempt in "Voyage au bout de la nuit" and "Mort à crédit". These works are the best-known novels of the 20th century French author Louis-Ferdinand Céline. One of the primary purposes of this thesis is to determine to which extent fictional contempt resembles its real-life counterpart. Furthermore, the dependence of emotionalization strategies and the narrative distance used in the novels as well as their variation depending on aspects like the nature and the degree of abstraction of the object of contempt are examined. Moreover, passages containing contempt are searched for references to the sociohistorical and literary context. To enable an adequate analysis of the novels, the methods of Genettes narratology and cognitive narratology, as well as a model of narrative communication are applied under the consideration of the cognitive theory of emotion and the cultural, historical, and literary context. An in-depth analysis of the novels shows that fictional contempt shares a lot of similarities with its real-life equivalent. Emotionalization strategies and the narrative distance do not seem to be majorly influenced by the nature and the degree of abstraction of the object of contempt, while significant differences can be noted concerning the presentation of classic and upward contempt. "Voyage au bout de la nuit" is consistent with its historical and social context, while "Mort à credit" does not allow for such clear contextualization.vorgelegt von Sarah Maria PennauerZusammenfassungen in Deutsch und EnglischAbweichender Titel laut Übersetzung des Verfassers/der VerfasserinKarl-Franzens-Universität Graz, Diplomarbeit, 2019(VLID)349803