Gesinnung als Kompetenz? : zur Frage der moralischen Authentizität im Anforderungsprofil der Ethiklehrer

Von Max Scheler soll das (oft auch Schopenhauer zugeschriebene) Zitat stammen: „Haben Sie schon einmal einen Wegweiser gesehen, der den Weg auch geht, den er weist?“ Aus diesem Zitat resultieren zahlreiche Fragestellungen, die in dieser Arbeit philosophisch reflektiert werden, um darauf aufbauend zur eigentlichen Forschungsfrage zu gelangen: Muss sich der Ethiklehrer gemäß den von ihm gelehrten moralischen Theorien verhalten, da er, anders als der rein theoretische Ethiker, als Lehrperson eine zusätzliche pädagogische Vorbildfunktion besitzt? Die Arbeit bemüht sich um eine Beantwortung der Frage durch eine sowohl theoretische als auch praktische Untersuchung zum Problem der Authentizität des Ethiklehrers an Schulen. Kapitel I geht der grundlegenden Frage nach, warum man überhaupt moralisch handeln soll. Darauf aufbauend wird in Kapitel II die Problemstellung diskutiert, ob Ethiker aufgrund ihrer Sachkompetenz eine erhöhte Pflicht haben, die moralphilosophischen Ansprüche auch selber zu leben. Die ausgewählten Argumente werden gegenübergestellt und auf ihre Relevanz und Stichhaltigkeit hin überprüft. Im für diese Arbeit zentralen Kapitel III wird dieser normative Anspruch an den Ethiklehrer vor allem theoretisch argumentiert. Kapitel IV widmet sich den praktisch-empirischen Befunden zum Thema mittels der deskriptiven Methode einer Befragung unterrichtender Ethiklehrer. Abschließend wird versucht zu zeigen, dass dem moralischen Verhalten des Ethiklehrers, anders als in akademischen ethischen Diskursen, aufgrund des moralbildenden bzw. moralfördernden Bildungsauftrags des Ethikunterrichts eine nicht zu vernachlässigende Bedeutung zukommt.Max Scheler allegedly uttered the following quote when asked about his immoral lifestyle: „Have you ever seen a guidepost that walks into the direction that it points to?” This assumption leads to a variety of questions that should be reflected upon in this paper. The main aim of this inquiry is to focus on the question, whether high school teachers of ethics should be obligated to behave morally due to their pedagogical role as a role model. Chapter I discusses various philosophical positions concerning the question why one should behave morally in general. Chapter II deals with the consecutive question if ethicists have a special obligation to live according to the moral norms they express. Different arguments will be compared and their relevance and plausibility will be discussed. Chapter III focuses on the main normative question if high school teachers of ethics are especially obliged to live according to moral standards, since they could be seen as moral role models. In Chapter IV the question will be dealt with from an empirical point of view. To conclude this paper tries to show that teachers of ethics differ from professional ethicists with regard to their personal moral behaviour, as the subject of ethics at school has the intrinsic aim to reinforce the moral behaviour of the students.eingereicht von Anton PolzhoferZusammenfassungen in Deutsch und EnglischAbweichender Titel laut Übersetzung des Verfassers/der VerfasserinKomulative Dissertation aus 2 ArtikelnKarl-Franzens-Universität Graz, Dissertation, 2018(VLID)267978