Ich sehe was, was du nicht siehst : die Unsichtbarkeit der Fleischproduktion am Beispiel der österreichischen Intensivtierhaltung

Diese Masterarbeit behandelt das Thema der ambivalenten Beziehung zwischen Mensch und Tier. Einerseits halten wir uns „Haus“-Tiere, die wir streicheln und verwöhnen, andererseits essen wir „Nutz“-Tiere aus industrieller Massentierhaltung, die alles andere als artgerecht ist. Dieses ambivalente Verhältnis zu Tieren wird auch als Karnismus bezeichnet. Der Hauptmechanismus des Karnismus ist die Unsichtbarkeit. Wenn wir uns dem Leid der Nutztiere nicht bewusst sind, können wir auch kein Mitleid empfinden und somit unseren Fleischkonsum ohne schlechten Gewissens fortsetzen. Zudem verhindert die Unsichtbarkeit, dass weitreichende Folgen der landwirtschaftlichen Nutztierindustrie, wie etwa die Auswirkungen auf den Klimawandel, bekannt werden. Der erste Teil dieser Arbeit beschäftigt sich mit den Mechanismen der Unsichtbarkeit hinsichtlich der Gewalt gegenüber Tieren (Hypothese 1) sowie der Gewalt gegenüber der Umwelt (Hypothese 2). Im zweiten Teil wurde versucht, mittels eines Experiments den Mechanismus der Unsichtbarkeit zu durchbrechen. Dazu wurden 14 ProbandInnen, die regelmäßig Fleisch konsumieren, Filme gezeigt, die entweder die Produktion von Milch- und Fleischprodukten offenlegen, oder die Umweltzerstörung, die mit der Produktion einhergeht, zeigen. Nach zwei bis drei Wochen wurden qualitative, teilstrukturierte Interviews mit den ProbandInnen durchgeführt, um zu überprüfen, ob sich durch den Einblick in die Produktion tierischer Produkte bzw. in die dadurch verursachten Umweltzerstörungen, Veränderungen in den Denk- und Verhaltensweisen der ProbandInnen in Bezug auf ihre Ernährung ergeben haben. Es wurde davon ausgegangen, dass das Argument der Umweltzerstörung eher einen Wandel in der Ernährungsgewohnheit hervorruft als das Argument der Gewalt an Tieren, da die Zerstörung der Umwelt, allen voran der fortschreitende Klimawandel, eher eine unmittelbare persönliche Bedrohung darstellt als das Leid der sogenannten „Nutz“-Tiere (Hypothese 3).This thesis deals with the issue of the ambivalent relationship between humans and animals. On the one hand we keep “house”-pets that we caress and coddle, on the other hand we eat "farm"-animals from industrial livestock farming, which is anything but species-appropriate. This ambivalent relationship to animals is also called carnism. The main mechanism of carnism is the invisibility. If we are not aware of the suffering of animals, we cannot feel pity and thus continue our meat consumption without any bad conscience. In addition, invisibility prevents the far-reaching consequences of the agricultural livestock industry, such as the effects on climate change from becoming known.The first part of this work deals with the mechanisms of invisibility in terms of violence against animals (Hypothesis 1) and violence against the environment (Hypothesis 2). The second part tried to break the mechanism of invisibility by means of an experiment. For this purpose, 14 subjects who regularly consume meat were shown films that either disclose the production of milk and meat products or show the environmental degradation, that goes along with production. After two to three weeks, qualitative, semi-structured interviews were carried out with the test persons to check, if insight into the production of animal products or the resulting environmental damage changed the minds and behaviors of the subjects in relation to their eating habits. It has been suggested that the argument of environmental degradation is more likely to trigger a change in eating habits than the argument of animal violence, since the destruction of the environment, especially progressive climate change, is more of an immediate personal threat than the suffering of so-called "farm"-animals (Hypothesis 3).Michael Guggenberger, BAZusammenfassungen in Deutsch und EnglischAbweichender Titel laut Übersetzung des Verfassers/der VerfasserinKarl-Franzens-Universität Graz, Masterarbeit, 2018(VLID)284564