Vom Heterostereotyp zum Autostereotyp : Spanienbilder im 18. Jahrhundert und deren Auswirkungen auf die moralische Wochenschrift 'El Pensador'

Im 18. Jahrhundert befand sich die spanische Monarchie in einer Identitätskrise, die zum Teil vom europäischen, aufgeklärten, protestantischen Ausland ausgelöst wurde. Eine Reihe von polemischen Schriften erreichte die iberische Halbinsel und veranlasste spanische Autoren, Verteidigungsschriften zu verfassen. In der vorliegenden Arbeit wurde auf die gängigen europäischen Spanienbilder dieser Zeit eingegangen und deren Einfluss auf die spanische Wochenschrift 'El Pensador' untersucht. Es stellte sich die Frage, inwieweit die geläufigen stereotypen Vorstellungen über Spanien 'El Pensador' beeinflussten. Dazu galt es zunächst, die Spanienbilder der Zeit ausfindig zu machen und zu untersuchen, wie es zur Diffamierung der spanischen Gesellschaft kam. In weiterer Folge wurden mittels einer diskurstheoretischen Analyse Stereotype und Vorurteile in einen europäischen Kontext gestellt und die Position der Wochenschrift herausgearbeitet. Methodisch orientiert sich die Arbeit an der komparatistischen Imagologie, wobei die Verbindung von Literatur und deren sozialem Kontext im Mittelpunkt steht. Die Analyse ergab zum einen, dass die untersuchten Spanienbilder von mehreren Elementen genährt wurden, wie etwa der Klimazonenlehre oder der Leyenda negra. Auch konnte gezeigt werden, dass viele Schmähschriften durch ein Kompilationsverfahren erstellt wurden und somit bereits bestehende Bilder lediglich weiterverbreitet hatten. Schließlich fanden sich jene stereotypen Vorstellungen auch im 'Pensador'. Der Wochenschrift kam dabei jedoch eine schwierige Rolle zu: Einerseits sollten die Leser im Sinne der Aufklärung gebildet, andererseits sollte den ausländischen Kritikern widersprochen werden. 'El Pensador' ließ sich nicht auf die Polemik ein, sondern entkräftete die Kritik, indem er sie auf eine allgemeinere, für alle Menschen gültige Ebene setzte. Somit erschien nicht das spanische Volk, sondern der ausländische Kritiker als lasterhaft.In the 18th century, Catholic Spain experienced an identity crisis that was partly triggered by Enlightened and Protestant European countries. A series of polemical writings reached the Iberian Peninsula, painting Spanish society as backward, idly and arrogant. In the present work, we examined the common European images of Spain of this period and their influence on the Spanish periodical 'El Pensador'. The question was how and to what extent common stereotypical ideas about Spain affected 'El Pensador'. The first step was to define 18th-century images of Spain and to investigate how the denunciation of Spanish society came about. Subsequently, stereotypes and prejudices were placed in a European context and the position of the weekly journal was analyzed. Methodically, the work is oriented towards comparative Imagology, focusing on the connection between literature and its social context. The analysis demonstrated that the studied images of Spain arose from several elements, such as the climate zone theory or the Leyenda negra. It could also be shown that many of the pasquils were created by a compilation process and thus merely propagated already existing images, which finally found their way into the 'Pensador'. Consequently, the weekly journal was in a difficult position. It aimed at educating its readers according to Enlightenment ideas, while simultaneously defending the country against foreign criticism. 'El Pensador' did not engage with the polemic, but defied criticism by putting it on a more universal level, making it applicable to humankind in general. Thus, not the Spanish people but the foreign critics appeared vicious.vorgelegt von Bakk. phil. Birgit Nikzat BA MAZusammenfassungen in Deutsch und EnglischAbweichender Titel laut Übersetzung des Verfassers/der VerfasserinKarl-Franzens-Universität Graz, Masterarbeit, 2018(VLID)282958