Sicherheit, Recht, Freiheit. Gedanken über den Staat am Ende des 20. Jahrhunderts

Am Ende des 20. Jahrhunderts haben sich das faschistische und das kommunistische Experiment totalitärer Staatsgewalt nicht nur als Gewaltsysteme diskreditiert, sondern auch als unfähig erwiesen, die ökonomischen, sozialen und politischen Probleme moderner Gesellschaftsentwicklung zu lösen. Aber auch die moderne parlamentarische Demokratie befindet sich in kritischer Situation. Nicht nur setzt ihre Funktionen eine politische Kultur voraus, für die in großen Teilen der Welt die historischen Voraussetzungen noch fehlen; sie findet auch als «westliches» rationalistisches Staatsmodell vielfache Ablehnung. Und selbst im «Westen» gibt es Anlaß zur kritischen Frage, ob der «moderne» Verwaltungs- und Vorsorgestaat, der sich im langen historischen Prozeß entwickelt hat, noch über die Steuerungskapazitäten verfügt - und die Anerkennung der Bürger findet -, die notwendig sind, um Recht, Sicherheit und Freiheit zu garantieren.Vierhaus Rudolf. Sicherheit, Recht, Freiheit. Gedanken über den Staat am Ende des 20. Jahrhunderts. In: Visions sur le développement des États européens. Théories et historiographies de l'État moderne. Actes du colloque de Rome (18-31 mars 1990) Rome : École Française de Rome, 1993. pp. 61-70. (Publications de l'École française de Rome, 171