Journalistische Rezensionen: Entstehung einer Textsorte durch Interferenzen?

International audienceDie Sprecher einer Sprachgemeinschaft verfügen über eine Textsortenkompetenz, die ihnen ermöglicht, verbreitete Textsorten intuitiv einzuordnen. So können Sprecher in einer Zeitung einen Leitartikel, ein politisches Interview, eine wirtschaftliche Analyse und eine Buchrezension nacheinander lesen, ohne verwirrt zu sein. Sprecher erwerben ein Wissen darüber, welche Inhalte und welche Textmuster sie erwarten können.Ziel der Textsortenlinguistik ist charakteristische Merkmale herauszufinden und Texte einer Textsorte zuzuordnen. Was einem intuitiv so leicht fällt, erweist sich aber nicht als nachvollziehbar im Falle journalistischer Rezensionen. Betrachtet man textinterne und textexterne Merkmale zur Textsortenbestimmung, so scheinen journalistische Rezensionen eher eine Mischform zu sein.In diesem Beitrag geht es um die Frage, ob die Textsorte Rezension durch Interferenzen mit anderen Diskursarten entsteht. Da das Handlungsziel von einer Rezension in einer sprachlichen Vermittlung besteht, können Elementen von Kritiktexten bisweilen literarische, journalistische oder wissenschaftliche Züge bekommen, die zum Nachvollzug der Rezension ein bestimmtes Wissen erfordern. Anders gesagt ist die Textsorte Rezension ohne Bezug zu anderen Textsorten nicht denkbar. Untersucht werden dabei kontextuelle, kommunikativ-funktionale so wie strukturelle Merkmale. Anhand eines Korpus von 436 Rezensionen aus fünf deutschsprachigen Zeitungen bzw. Zeitschriften (Die Frankfurter Allgemeine Zeitung, Der Spiegel, Der Standard, Die Neue Zürcher Zeitung und Die Zeit) und in Anlehnung an die Textsortenforschung wird diese Frage nach den möglichen Interferenzen aus diskursiver Perspektive in journalistischen Rezensionen erörtert