Von Überraschungsmomenten und Lernprozessen in der Cultural Theory

<p>In der Cultural Theory gibt es durchaus Ansatzpunkte für eine realistische Rückbindung kulturkonstruktivistischen Denkens. Diese finden sich einerseits in Verbindung mit den deskriptiven und präskriptiven Funktionen soziokultureller Konstruktionen. Zum anderen überrascht auch ihre Erklärung kulturellen Wandels, insofern sie auf das Moment erwartungsenttäuschender Ereignisse rekurriert.</p> <p>Soziales Handeln, seine Präferenzen und der Aufbau gesellschaftlicher Ordnungen werden üblicherweise entweder über das Individuum zu erklären gesucht (methodologischer Individualismus; Handlungs- bzw. Akteurstheorien) oder über das Aggregat (gesellschaftstheoretische Ansätze; makrosoziologische Systemtheorien). Die Cultural Theory' ist als ein zwischen diesen Polen vermittelnder Ansatz zu erkennen.</p> <p>Sie thematisiert Vergesellschaftung, also Prozesse des Aufbaus, der Erhaltung und Veränderung sozialer Ordnungen, einem Paradigma der normativen und institutionellen Selbstorganisation von Gesellschaft folgend. Die Stabilisierung eines sozialen Zusammenhanges von Handlungen und Erwartungen erfolgt innerhalb eines Netzwerkes von Sinnzusammenhängen, um deren Bedeutungskerne institutionell und kulturell gebundene Lebensweisen kondensieren. Kulturen werden dabei nicht einfach als Komplexe kognitiver und normativer Produkte des menschlichen Geistes, sondern als Totalitäten begriffen, die sich aus Lebensweisen (Ways of Life), sozialen Beziehungen (Patterns of Interpersonal Relations) und Attitüden zusammensetzen. Als Einheiten werden sie von einem Cultural Bias geprägt, also der Neigung zu einer bestimmten Sicht der Welt, anhand der Dinge beurteilt und Handlungspräferenzen ausgebildet werden.