Anliegensklärungen in mehrsprachigen Interaktionen der häuslichen Pflege

Das Konzept der Patientenorientierung hat in den vergangenen Jahren im Gesundheitsbereich zunehmend an Bedeutung gewonnen. Die Fokussierung pflegerischer Aktivitäten auf individuelle Patientenbedürfnisse führt dabei zu neuen Anforderungen für Pflegefachpersonen (Koteyko 2013). Einerseits müssen sie institutionell standardisierte Prozesse effizient abarbeiten und andererseits die PatientInnen in den Planungs- und Entscheidungsprozess miteinbeziehen. Eine zusätzliche Herausforderung ergibt sich, wenn die Beteiligten nicht über eine gemeinsame Erstsprache verfügen. Aus gesprächsanalytischer Sicht spielen in diesen mehrsprachigen Interaktionen Relevanzmarkierungen eine zentrale Rolle, da sie Erwartungen und Anliegen von PatientInnen – explizit oder implizit – im Gespräch anzeigen (Sator 2008). In unserem Vortrag werden wir beispielhaft sprachliche und interaktive Mittel der Relevanzmarkierung thematisieren und das Aufgreifen bzw. Übergehen dieser Hinweise durch die Pflegefachpersonen illustrieren. Als Grundlage dienen uns Audioaufnahmen von schweizerdeutschsprachigen PflegerInnen und PatientInnen, deren Erstsprache nicht Deutsch ist. Die Daten wurden im Rahmen des interdisziplinären Forschungsprojekts Overcoming Language Barriers in Homecare Nursing (OLBiHN) erhoben, welches das Ziel verfolgt, die gesprächsanalytischen Ergebnisse für die Pflegeausbildung nutzbar zu machen