Apparat, Raum, Angst\ud Stichworte zum weiblichen Blick im Anschluss an\ud David Finchers Film Panic Room

Sie blickt ihn sanft aus einem geöffneten Spalt der Eingangstür an, lächelt verschlafen\ud und fragt wie beiläufig: »What do you want?« Der Polizist reagiert\ud umsichtig. Sie möge mit den Augen blinzeln, falls sie sich in irgendeiner Weise\ud unter Druck fühle und deshalb nicht antworten könne. Aber die Frau schaut ihn\ud lediglich verständnislos an. Nicht einmal ein leises Zucken findet sich an ihren\ud Augenlidern.\ud Diese Szene aus David Finchers Film Panic Room (2002) eignet sich sehr gut als\ud Vorspann für eine Diskussion um die Souveränität des weiblichen Blicks im\ud Kino. Mag, die Hauptfigur des Films, bedient sich in diesem Ausschnitt eines\ud machtvollen Blicks, der dem Polizisten jede Möglichkeit nimmt, in das Geschehen\ud einzugreifen. Mag befürchtet, ein Einschreiten der Polizei würde ihre Tochter,\ud welche sich hinter der nur einen Spalt weit geöffneten Tür in der Gewalt\ud von Einbrechern befindet, gefährden. Sie setzt eine Strategie ein, die seit Joan\ud Riviere1 als Option für typisch weibliches Verhalten gilt: Sie tut so, als ob. Sie\ud schaut und spricht, als wäre nichts geschehen, als sei sie durch das nächtliche\ud Anläuten der Polizisten lediglich aus einem tiefen und zufriedenen Schlaf\ud geweckt worden und als sei ihr einziger Wunsch der, möglichst rasch wieder\ud unter eine warme Decke zu kriechen. Die ZuschauerInnen hingegen wissen,\ud dass sich Mag hinter einer Maske verbirgt. Sie verführt den Polizisten ähnlich wie\ud die Frauen, von denen Riviere erzählt, die ihre technischen Kenntnisse verbergen,\ud wenn sie vor einem Arbeiter stehen, oder die sich töricht, unschuldig und\ud naiv stellen, sobald sie irgendeinen Mann zu irgendetwas bewegen wollen