Kompetenz von Beratern. Analyse des Kompetenzerwerbs bei Unternehmensberatern im Kontext der Expertiseforschung

Die vorliegende Arbeit entstand innerhalb eines DFG-Projekts in einem interdisziplinären Kontext zwischen der Psychologie, der Erziehungswissenschaft und den Wirtschaftswissenschaften. Gegenstand der Dissertation ist, ausgehend von den Modellen der Expertiseforschung, die Analyse des Kompetenzerwerbs bei Unternehmensberatern. Das Kernstück der Dissertation stellen empirische Untersuchungen von Unternehmensberatern unterschiedlicher Expertisegrade dar; diese Untersuchungen werden aus theoretischen Analysen des Stands der Expertise- und Kompetenzforschung abgeleitet und später auf diesen zurückbezogen. Die Forschung über Kompetenz und Experten konzentrierte sich bisher auf wohl-definierte Domänen. Aber die vorliegende Studie fokussiert eine sogenannte schlecht-definierte oder komplexe Domäne, nämlich die Unternehmensberatung. Die Domäne Unternehmensberatung zielt auf die Beratung komplexer Organisationen ab und fokussiert die Optimierung der Unternehmensabläufe und -ziele. Leider wurden bislang Lernprozesse in der beruflichen Entwicklung von Consultants kaum Gegenstand von wissenschaftlichen Untersuchungen. Die Entwicklung zu einem kompetenten Unternehmensberater erfordert umfassendes beratungsrelevantes Wissen, welches in einer Art und Weise erworben und organisiert werden muss, so dass schnell darauf zugegriffen und es unmittelbar in verschiedenen Beratungssituationen angewendet werden kann. Aber im Gegensatz zu einem Fachgebiet wie der Medizin besitzt die Unternehmensberatung keine einheitliche Wissensbasis. Die in dieser Arbeit dargestellte Studie untersucht die Rolle deklarativen, prozeduralen und enkapsulierten erfahrungsbasierten Wissens sowie die Entwicklung von Beratungskompetenzen dreier unterschiedlicher Expertisegruppen von Unternehmensberatern bei der Bearbeitung domänenspezifischer Fallstudien und der Beantwortung eines retrospektiven Fragebogens